Aufstand in Ägypten

USA lassen Mubarak fallen

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Lage außer Kontrolle. Jagd auf Journalisten. Ausländer werden totgeprügelt.

Nach dem Gebet folgt die Revolte
Das Freitagsgebet soll heute der Funke an der Zündschnur der Revolution sein. Mubarak muss sofort gehen, fordern die Demonstranten. Die USA arbeiten hinter den Kulissen fieberhaft an einem Rückzugsszenario für Mubarak. Mit ganzer Kraft dringt Obama auf eine politische Wende in Ägypten. Während Präsident Hosni Mubarak an seinem Amt festhalten will, laufen hinter seinem Rücken Verhandlungen über eine Übergangslösung unter Beteiligung des Militärs. Nach einem Bericht der "New York Times" (NYT) diskutieren die Regierung von Präsident Barack Obama mit ägyptischen Regierungsbeamten einen Vorschlag für einen sofortigen Rücktritt Mubaraks. Seitens der US-Regierung hieß es, es würden mehrere Varianten für einen Machtwechsel mit den Ägyptern diskutiert.

Aufstand nach dem Freitagsgebet
Die Parole wird am Donnerstag ausgegeben und ist für jeden Mubarak-Gegner klar: Kommt am Freitag auf den Befreiungs-Platz beten! Nach dem Freitagsgebet sollen die Kundgebungen gegen Mubaraks Machtapparat in Kairo und anderen Städten einen neuen Höhepunkt erreicht.

Dann soll Präsident Mubarak verjagt werden, sein Kopf soll rollen, zumindest sinnbildlich. Schon vorige Woche war der Aufruf in Kairo höchst erfolgreich. Die Demonstranten setzen darauf, dass nicht einmal die korrupte Polizei betende Landsleute angreifen wird.

Mubarak bleibt stur
Doch der Langzeit-Präsident Mubarak will nicht gehen. Ein sofortiger Rücktritt sei gleichbedeutend mit Chaos, sagte der Despot in einem Interview mit dem US-Fernsehen ABC.

Ein Einlenken angesichts der wütenden Demonstrationen auf den Straßen gegen ihn lehnte Mubarak hartnäckig ab. Angesprochen auf die protestierende Bevölkerung meinte er: "Mir geht es nicht darum, was die Leute über mich sagen. Mir geht es um mein Land, mir geht es um Ägypten." Das Interview wurde nach Angaben der ABC-Reporterin Christiane Amanpour im Präsidentenpalast in der ägyptischen Hauptstadt geführt.

Beschützt von Soldaten, Panzern und Stacheldraht hat sich der belagerte Präsident dort mit seinen letzten Beratern und seiner Familie zurückgezogen.
 

Der Tahrir-Platz ist Mubaraks Schicksal

Um jeden Quadratmeter des entscheidenden Platzes wird erbittert gekämpft.

Im Brennpunkt der Revolte liegt der "Midan al Tahrir", der "Befreiungsplatz". Seit Tagen ist er heiß umkämpft, hier fliegen Steine und Molotow-Cocktails. Die Sperrzone, die die Armee zwischen Regierungsgegnern und den Unterstützern von Präsident Mubarak zieht, ist brüchig. Die Demonstranten wissen: Wer den zentralen Platz Kairos hält, dem gehört praktisch Ägypten. Hier ist das Nervenzentrum der Revolte, von hier gingen entscheidende Umbrüche in Ägypten aus.

Befreiung
Der Name erinnert an die "Befreiung" vom ägyptischen König Fouad II. im Jahr 1953 durch revoltierende Offiziere um den späteren Präsidenten Gamal Abdel Nasser. Bis zur Niederlage Nassers im Sechs-Tage-Krieg gegen Israel 1967 beherrschte ein Denkmal von Nasser den Platz. Es wurde geräumt.

An dem zentralen Knotenpunkt treffen sich mehrere Hauptverkehrsstraßen. Unter seinem Pflaster liegt die "Sadat-Haltestelle", eine der größten U-Bahn-Stationen Kairos. Auch der zentrale Busbahnhof der Millionenmetropole ist dort. Neben vielen, oft luxuriösen Geschäften und Häusern aus dem 19. Jahrhundert, begrenzen das Regierungsgebäude "Mugamma" und die Amerikanische Universität das weitläufige Gelände. Auch die Nationaldemokratische Partei Mubaraks hat dort ihr Hauptquartier.

Der Platz ist Flaniermeile vieler Touristen, dort wird schwarz gewechselt. In unmittelbarer Nähe liegen das Nil-Ufer mit seinen Restaurant-Schiffen und das Ägyptische Museum, das als Krönung Pharao Tut-enk-amun in all seiner Pracht zeigt.


Diktator hortet 40 Milliarden

Er machte Geschäfte mit McDonalds, Marlboro und Vodafone und parkte sein Privatvermögen im Ausland. So reich ist Hosni Mubarak.

Während die Bevölkerung Ägyptens immer ärmer wird, hortet Mubaraks Clan ein Milliarden-Vermögen. Laut einem Bericht der Zeitung "Al-Khabar" soll die Familie des umstrittenen Präsidenten 40 Milliarden Dollar, also fast 30 Milliarden Euro, angehäuft haben. Das Geld stammt aus fragwürdigen Immobilien- und Waffen-Geschäften, aus Deals mit ausländischen Konzernen und von ägyptischen Großfirmen, die der Familie die Hälfte des Gewinns abstreifen sollen. Multis wie Vodafone, McDonalds, Marlboro und Skoda werden in diesem Zusammenhang genannt.

Verstecktes Vermögen im Ausland
Die Milliarden lagern hauptsächlich auf Auslandskonten in den USA, England, Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Die "Baseler Zeitung" berichtet von einem Konto bei der Bank "Credit Suisse". Den Großteil des Geldes hat Mubarak in Immobilien gesteckt. Zudem hat die Familie großzügig in Tourismuszentren in Sharm El-Sheik und Hurghada investiert.

Zurückhaltend
Während der 82-jährige Herrscher im Gegensatz zu Tunesiens Ben Ali trotz eines Privatvermögens von rund 10 Milliarden Dollar einen eher asketischen Lebensstil pflegt, tragen seine Frau Suzanne und die beiden Söhne Alaa und Gamal den Luxus ungeniert zur Schau. Der reichste unter ihnen ist der gelernte Investmentbanker Gamal mit 17 Milliarden Dollar Vermögen und einer Nobel-Residenz in London.

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Straßenschlachten in Kairo