Van der Bellen beim niederländischen Monarchen

'Augen Europas auf Österreich gerichtet'

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Monarch lobt "mutiges" Eintreten Van der Bellens für Recht und Toleranz. Bundespräsident erinnert an Seyß-Inquarts Schreckensregime.

Der niederländische König Willem-Alexander hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf Österreichs Rolle in der EU und in der Welt erinnert. Beim Besuch des Bundespräsidenten Mittwoch in Den Haag unterstrich der König: "Die Augen Europas und der Welt sind auf Ihr Land gerichtet, nicht nur als amtierender EU-Ratsvorsitz, sondern auch als Sitz bedeutender UN-Institutionen und der OSZE."
 
 

Monarch unterstreicht Gewicht von wertetragenden Organisationen 

 
 
Ohne etwa die Diskussion um den UNO-Migrationspakt anzusprechen, betonte der Monarch, der seine Rede durchgehend auf Deutsch hielt: "Diese Organisationen sind Träger von Werten, die nach unserer Überzeugung von fundamentaler Bedeutung sind für die Beziehung zwischen Staat und Bürger, zwischen den Menschen untereinander und zwischen den Völkern. Sie, Herr Bundespräsident, verleihen diesen Werten persönlichen Ausdruck."
 
 

Van der Bellen erwähnt Nazi-Schreckensregime

 
 
Van der Bellen erinnerte in seiner Rede im königlichen Palast an "die dunkelsten Kapitel unserer gemeinsamen Vergangenheit, die Besetzung der Niederlande durch die Nazis". Ausgerechnet der gebürtige Österreicher Arthur Seyß-Inquart sei zum Reichskommissar in den Niederlanden ernannt worden und habe dort mit seinen SS-Kollegen aus Wien sein Schreckensregime aufrechterhalten. Während er nach dem Krieg verurteilt und hingerichtet wurde, seien andere ungestraft davongekommen, darunter auch der Wiener Polizist, der das jüdische Mädchen Anne Frank zum Transport ins KZ abgeholt hatte, sagte Van der Bellen. "Das ist ein Kapitel der österreichischen Geschichte, bei dem es mir nach wie vor sehr schwerfällt, darüber zu sprechen", sagte der sichtlich bewegte Bundespräsident. Es sei nach wie vor schwer verständlich, "wie in so kurzer Zeit Nachbarn zu Feinden wurden, Leute, die sich über Jahrzehnte kannten, sich auf diese Weise verändert haben. Umso schöner ist es heute, dass wir gemeinsam Mitglied der Europäischen Union sind , dass wir gemeinsam die Werte der liberalen Demokratie verteidigen, dass wir im Wesentlichen ähnliche Absichten und Bestrebungen haben, was die Zukunft der Europäischen Union betrifft."
 
 
 
Der König erinnerte an Van der Bellens Rede im Europaparlament im Vorjahr, in welcher der Bundespräsident die Europäische Union als das gelungenes Projekt einer offenen Gesellschaft, von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten, Wohlstand und Verantwortung bezeichnete. "Wer der Vergangenheit verhaftet ist, kann die Zukunft nicht gewinnen. Sie, Herr Bundespräsident, scheuen nicht die kritische Reflexion und verweisen auf die Verantwortung von uns allen, die Werte der Freiheit des Rechts und der Toleranz hochzuhalten. Und das ist mutig in einer Zeit, in der es nicht überall und nicht für alle selbstverständlich ist die eigene Verantwortung anzuerkennen", unterstrich der König.
 
 

Enge Beziehung zwischen Niederlanden und Österreich

 
 
Beide Staatsoberhäupter betonten die engen Beziehungen zwischen Österreich und den Niederlanden, etwa in Wirtschaft und Gesellschaft oder bei internationalen Friedensmissionen. Van der Bellen wies darauf hin, dass die Niederländer die zweitgrößte Gruppe von Touristen in Österreich stellten, "die Deutschen sind halt einfach mehr".
König Willem-Alexander erwähnte, dass auch Wolfgang Amadeus Mozart am niederländischen Königshof Sonaten und Arien komponierte. "Darauf sind wir bis heute immer noch ein bisschen stolz." Auch die Familiengeschichte Van der Bellens, dessen Vorfahren bis ins 18. Jahrhundert in den Niederlanden lebten, hob der König hervor.
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