"Gewalttat unwahrscheinlich"

Berlin-Terror: Blamage für die Polizei

Teilen

Ermittler wussten, wie radikal Amri war.

Für die Opfer des Anschlags von Berlin klingt es wie Hohn. Für fünf Tage bevor Anis Amri dorft zwölf Menschen tötete, erstellten deutsche Ermittler einen Bericht über ihn. "Eine Gewalttat ist eher unwahrscheinlich", heißt es darin. Ein fataler Irrtum. Die Chronologie der Akte Amri:

  • Sommer 2015:
    Ermittlung wegen Gewalt. Amri soll einen Wachmann der Berliner Flüchtlingsbehörde Lageso ins Gesicht geschlagen haben. Amri war dort als "Ahmad Zaghoul" bekannt, eine seiner acht falschen Identitäten. Das Verfahren wird eingestellt. "Zaghoul" ist "nicht auffindbar".
  • Februar 2016: Selbstmordattentäter. Ein Chat Amris wird abgefangen. Darin bietet er sich dem IS als Selbstmordattentäter an. Im selben Monat steht Amri erstmals auf der Tagesordnung des Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrums (GTAZ). Hier wird eingeschätzt, ob "Gefährder" tatsächlich Anschläge verüben könnten. Zweimal wird Amri bewertet, eine Gewalttat für unwahrscheinlich gehalten.
  • März 2016:
    Schule des Jihad. Bei Ermittlungen gegen eine Dortmunder Jihad-Schule fällt Amri auf. Er ist Vorbeter, hat einen Schlüssel und übernachtet oft hier. Ermittler halten ihn für einen Salafisten und Fundamentalisten. Im Internet sucht er nach Anleitungen zum Bombenbau. Die Behörden wissen davon.
  • April 2016:
    Sozialbetrug. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Sozialbetrugs. Im November 2015 soll sich Amri Leistungen erschlichen haben.
  • November 2016:
    Spur verloren. Am 2. November steht Amri zum letzten Mal auf der Tagesordnung des GTAZ. Gleichzeitig kommt Boban S., radikaler Anführer der Dortmunder Jihad-Schule, in U-Haft. Amri war sein Vertrauter. Nach Verhaftung seiner Glaubensbrüder wissen die Ermittler nicht mehr, wo sich Amri aufhält - bis zum Abend des 19. Dezember.
     
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.