Hat er Sex-Täter gedeckt?

"Bombe" gegen Papst Franziskus

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Ausgerechnet der Papst, der mit Missständen in der Kirche aufräumen wollte, steht am Pranger.

Rom. Vor fünfeinhalb Jahren ist er angetreten, um die Kirche zu retten. Jorge Maria Bergoglio galt als Papst Franziskus der ganzen Welt als Lichtgestalt. Vor allem jene, die sich eine moderne, aufge­schlossene Kirche erhofften, waren von ihm begeistert.

Korruption. Den konservativen Besitzstandswahrern im Vatikan war der unkonventionelle Argentinier, der sich weigerte, in den protzigen Apostolischen Palast zu ziehen, und stattdessen weiter im bescheidenen Gästehaus Santa Marta wohnt, von Anfang an suspekt. Die Kardinäle der Kurie, die um ihre Privilegien fürchten, wollen diesen Heiligen Vater möglichst schnell loswerden, der in der Kirche mit der Kor­ruption aufräumen und sie durchlüften will.

Feinde am Ziel. Jetzt sieht es so aus, als ob Franziskus’ mächtige Feinde knapp vor dem Ziel sind. Ausgerechnet am Missbrauchsskandal, der die Kirche weltweit in die größte Krise ihrer Geschichte gestürzt hat, könnte Franziskus zerbrechen – obwohl er sich persönlich nie etwas zuschulden kommen ließ.

Gelogen? Die Vorwürfe sind allerdings schwerwiegend: Franziskus hätte zu vielen Missbrauchsfällen, vor allem in den USA, aber auch in seiner Heimat Argentinien und anderen Ländern, geschwiegen, sogar ­gelogen, hätte die Täter gedeckt und ihnen lukrative Posten verschafft.

Memorandum. Hauptankläger ist ein Wortführer der konservativen Kritiker: Kardinal Carlo Maria Viganò, früher päpstlicher Nuntius in Washington und deshalb mit den amerikanischen Skandalen vertraut, hat ein Memorandum verfasst, das tatsächlich Sprengkraft hat.

  • Beim schlimmsten Anklagepunkt ist der mittlerweile suspendierte US-Kardinal Theodore McCarrick die Schlüsselfigur – ein „Serientäter“, wie der aktuelle Spiegel schreibt. Franziskus hätte McCarrick, der von seinem Vorgänger Papst Benedikt seines Amts enthoben worden war, wieder rehabilitiert und ihn auf seine Reisen mitgenommen. Der Papst schweigt zu den Vorwürfen.
  • Auch in seiner Heimat Argentinien gibt es laut Spiegel Missbrauchsopfer, die dem Papst schwere Vorwürfe machen. Er hätte den mittlerweile im Gefängnis sitzenden Priester Julio César Grassi gedeckt, der Buben im Alter zwischen elf und 17 Jahren sexuell missbraucht haben soll. Aber auch argentinische Frauen, die von Geistlichen vergewaltigt wurden, werden vom Papst nicht gehört. Der argentinische Opferanwalt Juan Pablo Gallego: „Warum empfängt Papst Franziskus diese Opfer nicht? Warum empfängt er stattdessen Lionel Messi?“
  • Am Dienstag wird im deutschen Fulda eine Studie präsentiert, die Missbräuche in Deutschland von 1946 bis 2014 erforscht hat und 3.677 minderjährige Opfer von 1.670 (!) Geistlichen auflistet. Die Studie kommt laut Spiegel zum Schluss, dass es sich beim „sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker um keine abgeschlossene und überwundene Thematik handelt“.

Viganò hätte jedenfalls Koffer voll mit belastendem Material, italienische Medien sprechen von der „drohenden Explosion einer Atombombe“.

Die in Franziskus’ Händen detonieren könnte, wenn er länger schweigt.
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