Einstimmig

Bundesbank wirft Sarrazin raus

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Sarrazin war wegen seiner diskriminierenden Äußerungen in die Kritik geraten.

Die Deutsche Bundesbank will ihr Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin loswerden. Der Vorstand der Deutschen Bundesbank beschloss am Donnerstag einstimmig, bei Bundespräsident Christian Wulff die Abberufung von Sarrazin als Mitglied des Vorstandes zu beantragen. Sarrazin war wegen seiner diskriminierenden Äußerungen in die Kritik geraten. Der 65-Jährige hatte zuletzt mit umstrittenen Thesen in seinem am Montag erschienen Buch "Deutschland schafft sich ab" und mit seinem "Juden-Gen"-Sager für Diskussionen gesorgt.

Abberufung bei Wulff
Es solle bei Bundespräsident Christian Wulff die Abberufung von Sarrazin als Mitglied des Vorstandes beantragt werden, teilte die Notenbank am Nachmittag mit. Der frühere Berliner Finanzsenator ist wegen seiner Äußerungen zu muslimischen Zuwanderern und einem angeblichen Juden-Gen unter Druck geraten. Sarrazins Amtszeit begann im Mai 2009 und sollte regulär im Jahr 2014 enden.

Der Vorgang ist ohne Beispiel in der Geschichte der Bundesbank, deren Vorstand unabhängig agiert. Zwar werden die sechs Mitglieder von Bund und Ländern in das Gremium berufen. Sie können aber von diesen nicht mehr entlassen werden. Das Recht der Abberufung einzelner Mitglieder steht - auf Antrag des Bundesbankvorstands - allein dem Bundespräsidenten zu. Die Regierung müsste die Entlassungsurkunde zusätzlich gegenzeichnen.

Sarrazin bricht Interview ab
Zuvor sorgte der 65-Jährige noch einmal ordentlich für Wirbel. Er traf den Vizevorsitzenden des Zentralrates der Juden, Michel Friedman, zu einem Interview für die "BZ". Friedman, der als gnadenloser und unangenehmer Gesprächspartner gilt, wollte ihn zu dem "Juden-Gen"-Sager befragen.

"Ich habe ihn gefragt, welches spezielle Gen damit gemeint sei und welche Eigenschaften ich aus diesem Gen zu erwarten habe. Sarrazin reagierte zunehmend unwirsch auf mein Nachhaken. Er wollte sich den kritischen Fragen nicht stellen. Am Ende brach Sarrazins Presseagent das Interview entnervt ab", so Friedman zur Bild. Am Ende soll Sarrazin sogar gesagt haben: "Herr Friedman, heute waren sie ein Arschloch."

Sarrazin: "Hatte Blackout"
Später in der ARD-Sendung "Hart aber fair" gab sich Sarrazin zahmer. Er sagte, dass es im Rückblick eine "ziemliche Dummheit" gewesen sei, den "Juden-Gen"-Sager im Interviewtext nicht nachträglich gestrichen zu haben.

"Ich hatte da einen Blackout und habe mich von der Zeitung aufs Glatteis führen lassen." Er sei definitiv nicht der Ansicht, dass es eine genetische Identität gebe. "Es gibt aber genetische Gemeinsamkeiten der verschiedenen Gruppen der Juden", fügte Sarrazin hinzu.

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