Statt Italien jetzt Spanien

Die neuen Routen der Flüchtlinge

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Im Mittelmeer ändern sich die Flüchtlingsrouten – wegen der harten Haltung Italiens.

Keine drei Monate ist der italienische Innenminister Matteo Salvini von der populistischen Lega im Amt – und schon verschieben sich die Flüchtlingsrouten übers Mittelmeer. ÖSTERREICH liegt eine Statistik des Innenministeriums vor:

■ Rückgang in Italien. Im Juli (1. bis 15.) kamen in Italien nur noch 747 Flüchtlinge an – vergleicht man das mit einem gleich langen Zeitraum im Mai, ist das ein Rückgang von 58 %. Auch in Griechenland gibt es weniger Ankünfte: 1.838 – das ist ein Minus von immerhin 24 %.

■ Dafür Spanien. Allein zwischen 1. und 15. Juli gab es dafür in Spanien 2.879 Ankünfte, um 41 % mehr als im Mai. Schon im Juni stieg die Zahl der Migranten in Spanien auf 6.400 gegenüber 2.300 im Jahr 2017 – ein Plus von 166 %. Die zentrale und die westliche Mittelmeerroute nutzen insbesondere Afrikaner.

Für Innenminister Herbert Kickl ist klar: Die Schlepper reagierten auf die sogenannte „Kooperation der Tätigen“, also auf den Umstand, dass Deutschland, Österreich, aber vor allem Italien den Rollbalken runterlassen. Kickl zu ÖSTERREICH: „Italien nimmt den Außengrenzschutz sehr ernst.“ Darauf habe man sich beim informellen EU-Rat in Innsbruck zwischen Salvini, Kickl und dem deutschen Innenminister Horst Seehofer geeinigt.

Fluchtrouten
© oe24

Rettungsoperation Sophia ist de facto gestoppt

Tatsächlich lässt Salvini inzwischen nicht einmal mehr Schiffe der Grenzschutzagentur Frontex in Italien anlegen, die im Rahmen der „Rettungsmission Sophia“ tätig sind. Die EU-Botschafter mussten sich zu einer Krisensitzung treffen – die mit einem Kompromiss endete: Sophia werde ohnehin überprüft – die Rettungsschiffe bleiben in den Häfen. Günther Schröder

Schiffsdrama Libyen Proactica Open Arm Mittelmeer
© APA/AFP/PAU BARRENA

Josefas Rettung: Ihr Bild bewegt die ganze Welt

Nichts beschreibt das Flüchtlings-Drama im Mittelmeer bewegender als das Schicksal von Josefa (40), Flüchtlings-Frau aus Kamerun. Sie trieb hilflos im Meer. Umklammerte ein nur einen halben Meter langes Holzstück. Rund 150 Kilometer vor der libyschen Küste wurde sie letztlich von der spanischen Hilfsorganisation „Proaktiva Open Arms“ gerettet. Neben ihr trieben die Reste eines Gummischlauchbootes und zwei Leichen: eine weitere Frau, ein kleines Kind.

An Bord des Hilfsschiffes: NBA-Profi Marc Gasol, ein spanischer Basketballspieler. In seiner Freizeit arbeitet er als Helfer. Er und seine Seeretter  werfen der libyschen Küstenwache vor, die Frau und andere Flüchtlinge klt­blütig ihrem Schicksal überlassen zu haben. Die Migranten wurden einfach zum Sterben im Meer gelassen, weil sie sich weigerten, von der Küstenwache nach Libyen zurückgebracht zu werden.

Dank der Helfer überlebte Josefa. Trotz starker Unterkühlung ist sie außer Lebensgefahr, wird psychologisch betreut.

MArc Gasol
© APA/AFP

Asyl-Anträge gingen um 44 Prozent zurück

7.098 Migranten haben zwischen Anfang Jänner und Ende Juni 2018 einen Asylantrag in Österreich gestellt. Das ist ein Minus von fast 44 Prozent. Die meisten Anträge wurden von Syrern gestellt – 1.829. Gefolgt von Afghanen (1.062) und Iranern (490). Hochgerechnet bis zum Jahresende werden es 14.000 Asylwerber sein.

Negativ. ÖSTERREICH liegen auch Zahlen über das Bearbeiten von Asylanträgen vor: In den vergangenen sechs Monaten wurden 29.000 Asyl-Entscheide gefällt. 16.544 davon fielen rechtskräftig negativ aus. Trotz der sinkenden Zahl von Asylanträgen sind bei uns 65 Prozent dafür, dass an den Grenzen wieder durchgehend kontrolliert wird. 61 Prozent wollen, dass Flüchtlinge nach ihrer Ankunft kurzfristig in Anhaltezentren untergebracht werden, so eine Re­search-Affairs-Umfrage.

 

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