Auf Fahndungsliste setzen

Erdogan will kritischen Journalisten von Interpol jagen lassen

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Staatsanwaltschaft erhebt gegen in Deutschland lebenden Journalisten Vorwurf der Terrorpropaganda.

Eine Staatsanwaltschaft in der Türkei will den in Deutschland lebenden Journalisten Can Dündar bei der internationalen Polizeiorganisation Interpol auf die Fahndungsliste setzen lassen. Das meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstagabend.

   Die Staatsanwaltschaft in der südosttürkischen Stadt Diyarbakir habe beim Justizministerium in Ankara beantragt, den Ex-Chefredakteur der regierungskritischen türkischen Zeitung "Cumhuriyet" mittels einer sogenannten "Red Notice" bei Interpol suchen zu lassen. Ziel sei Dündars Auslieferung. Das Recherchezentrum Correctiv hatte am Freitag Informationen über eine "Red Notice" für Dündar verbreitet.

   Anadolu berichtete am Donnerstagabend, die Staatsanwaltschaft in Diyarbakir ermittle gegen Dündar wegen des Vorwurfs der Terrorpropaganda. Da Dündar nicht an seiner Adresse in der Türkei angetroffen worden sei, habe die Staatsanwaltschaft den Antrag für eine "Red Notice" bei Interpol an das Generaldirektorat für internationales Recht des Justizministeriums übermittelt.

   Grundlage für die Ermittlungen sei eine Rede Dündars bei einer Konferenz im April 2016 in Diyarbakir, bei der er Methoden der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK als legitim dargestellt haben soll, hieß es. Dündar lebt seit vergangenem Jahr in Berlin.

   Zuletzt hatte der türkische Interpol-Suchauftrag gegen den Kölner Autor Dogan Akhanli für Schlagzeilen gesorgt. Akhanli war im vergangenen Monat während eines Urlaubs in Spanien auf Betreiben der Türkei vorübergehend festgenommen worden.

   Wenn ein Mitgliedsland einen Verdächtigen zur Fahndung ausschreiben will, informiert Interpol mit einer "Red Notice" ("rote Notiz" oder "rote Ausschreibung") und steuert die länderübergreifende Kooperation.
 

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