Angriff auf Sony

FBI: Irrer Kim steckt hinter Hacker-Angriff

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Das FBI ist sich nun sicher, dass Nordkorea verantwortlich ist.

Die Hacker-Attacke auf den Filmkonzern Sony wegen der Nordkorea-Satire "The Interview" entwickelt sich zu einer Staatsaffäre. Die US-Bundespolizei FBI machte am Freitag die Regierung in Pjöngjang direkt für den Angriff und die anschließenden Terrordrohungen verantwortlich. Mit der "Einschüchterung" bewege sich Nordkorea "außerhalb der Grenzen des akzeptablen Verhaltens von Staaten", teilte das FBI mit.

Eine Gruppe mit dem Namen Guardians of Peace (GOP) hatte Ende November einen Cyberangriff auf Sony gestartet und interne Dokumente und E-Mails der Produktionsfirma im Internet veröffentlicht. Vor einigen Tagen sprach die Gruppe wegen "The Interview" dann ominöse Drohungen aus und erinnerte an die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA. Sony zog den Film, in dem es um ein fiktives Mordkomplott gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un geht, daraufhin kurz vor dem für den ersten Weihnachtstag geplanten Kinostart zurück.

Angemessene Reaktion
Das Weiße Haus hatte den Verantwortlichen am Donnerstag mit einer "angemessenen Reaktion" gedroht. US-Präsident Barack Obama halte die Drohungen für eine "ernste Angelegenheit der nationalen Sicherheit", erklärte dessen Sprecher Josh Earnest. Eine Schuldzuweisung nahm Earnest mit Verweis auf laufende Ermittlungen aber nicht vor.

Am Freitag präsentierte das FBI dann das Ergebnis der Untersuchung. Der Bundespolizei liegen nach deren Angaben ausreichend Informationen vor, "um zu dem Schluss zu kommen, dass die nordkoreanische Regierung für diese Handlungen verantwortlich ist". Die bei der Attacke verwendete Schadsoftware weise Ähnlichkeiten zu anderer Schadsoftware auf, die in der Vergangenheit von nordkoreanischen Hackern entwickelt worden sei. So gebe es beim Programmiercode und bei der Verschlüsselungstechnik klare Gemeinsamkeiten. Auch mehrere IP-Adressen seien bereits bei früheren nordkoreanischen Cyberangriffen zum Einsatz gekommen.

Zutiefst besorgt
Das FBI zeigte sich "zutiefst besorgt über die zerstörerische Natur dieser Attacke" und kündigte Konsequenzen für "Individuen, Gruppen oder Staaten" an, die US-Interessen auf diese Weise bedrohen. Nordkorea habe einem in den USA tätigen Unternehmen "bedeutenden Schaden" zufügen und das Recht von US-Bürgern auf freie Meinungsäußerung unterdrücken wollen. Auch US-Heimatschutzminister Jeh Johnson sprach von "einer Attacke auf unsere Meinungsfreiheit und unseren Lebensstil".

Nordkorea weist Schuld von sich
Pjöngjang streitet jede Verantwortung ab. In einer von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichten Erklärung heißt die nordkoreanische Militärführung die Attacke aber als "gerechte Tat" gut. Sony habe die "Würde" von Kim Jong-un verletzt.

Computer-Experten vermuten hinter dem Cyberangriff auf Sony eine "Spearphishing-Attacke", bei der Sony-Mitarbeitern gefälschte E-Mails zugeschickt worden sein könnten. Solche Mails enthalten gewöhnlich Weblinks oder Anhänge, deren Inhalte die Computer der Betroffenen unbemerkt infizierten, um an deren Daten zu kommen.

Kritik an Absage

Sony hatte für den Verzicht auf die Filmveröffentlichung viel Kritik geerntet. US-Senator John McCain erklärte, die Entscheidung schaffe einen "beunruhigenden Präzedenzfall", der die Täter ermutige, künftig Cyber-Waffen noch aggressiver einzusetzen. Filmschaffende und Schriftsteller sahen die Freiheit der Kunst bedroht. Der brasilianische Autor Paulo Coelho beklagte in der Zeitung "O Globo", "dass die Terroristen gewonnen haben".

Sony wies die Kritik von sich. "Das hier ist sehr viel größer als wir", hieß es aus Unternehmenskreisen. Es handle sich um einen "Terrorakt", der nicht auf die leichte Schulter genommen werde. US-Filmstar George Clooney prangerte die fehlende Solidarität in Hollywood mit der Produktionsfirma an. Prominente und einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Filmgeschäft hätten sich geweigert, eine Petition zur Unterstützung von Sony zu unterzeichnen, sagte Clooney.

 

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