Gazastreifen

Hamas-Führer bei Luftangriff getötet

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Israel schickte erneut Kampfflugzeuge los. Obama drängt Abbas zu Gesprächen.

Nach dem Abschuss einer Rakete aus dem Gazastreifen hat die israelische Armee bei einem Luftangriff auf das Palästinenser-Gebiet einen Kommandanten der radikal-islamischen Hamas-Organisation getötet. Acht weitere Menschen wurden nach Angaben von Rettungskräften verletzt - nach anderen Angaben elf, darunter Hamas-Angehörige aber auch Unbeteiligte, als die israelische Luftwaffe am Freitagabend mindestens vier Raketen auf Gebäude der Hamas abfeuerte. Die Bewegung kündigte Vergeltung an. Unterdessen erhöhte Barack Obama den Druck auf den palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas (Abu Mazen), direkte Friedensverhandlungen mit Israel aufzunehmen.

Der bewaffnete Arm der Hamas, die Ezzedin-al-Kassam-Brigaden, teilte am Samstag mit, bei dem israelischen Luftangriff sei Issa al-Batran ums Leben gekommen, einer ihrer Anführer. Die israelische Armee hatte den 40-Jährigen schon länger im Visier, und er hatte mehrere israelische Angriffe überlebt. Während der Offensive im Gazastreifen im Winter 2008/2009 griffen Soldaten Batrans Haus an, dabei starben seine Frau und fünf Söhne. "Die Hamas wird den Tod ihrer Märtyrer nicht stillschweigend hinnehmen", sagte Hamas-Sprecher Hamad al-Rakab. "Diese neuen zionistischen Verbrechen bleiben nicht ungesühnt", erklärten auch die Ezzedin-al-Kassam-Brigaden.

Rakete aus Palästinenser-Gebiet
Die israelische Armee teilte mit, dass der angegriffene Gebäudekomplex für die Herstellung von Waffen genutzt worden sei. Augenzeugen zufolge bombardierten israelische Kampfflugzeuge Batrans Haus, das am Rande des Flüchtlingslagers Nusseirat liegt. Dabei sei niemand verletzt worden. Wie die israelische Tageszeitung "Haaretz" unter Berufung auf Armeeangaben berichtete, beschossen israelische Kampfflugzeuge in der Nacht zum Sonntag zwei Schmugglertunnel im Süden des Palästinensergebiets. Berichte über mögliche Opfer gab es nicht.

Den Luftangriffen der israelischen Armee war der Abschuss einer Rakete aus dem Palästinenser-Gebiet auf die südisraelische Stadt Ashkelon vorausgegangen. Eine Katjuscha-Rakete war nach Angaben aus israelischen Militärkreisen in der rund zehn Kilometer vom Gazastreifen entfernten Küstenstadt eingeschlagen und hatte eine Tagesbetreuungsstätte für Behinderte getroffen. Fensterscheiben und parkende Autos wurden beschädigt. Menschen wurden demnach nicht verletzt.

Obama: "Es ist Zeit für Verhandlungen"
Die Vereinten Nationen verurteilten den Abschuss der Rakete als "nicht hinnehmbaren terroristischen Angriff" auf Zivilisten. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu teilte mit, seine Regierung nehme den Beschuss Ashkelons "sehr ernst".

US-Präsident Obama schrieb in einem Brief an Abbas, den die panarabische Zeitung "Al-Hayat" mit Sitz in London am Samstag veröffentlichte: "Es ist Zeit, direkte Verhandlungen aufzunehmen". Abbas hatte bisher die Haltung vertreten, Israel müsse zunächst Fortschritte erkennen lassen, ehe es zu direkten Gesprächen kommen könne.

Die Vereinigten Staaten würden es nicht akzeptieren, wenn Abbas ihren Vorschlag, zu direkten Gespräche zu kommen, ablehne. Eine solche Ablehnung würde Konsequenzen nach sich ziehen. Das Vertrauen in Abbas und die Palästinenser wäre erschüttert, was Auswirkungen auf die amerikanisch-palästinensischen Beziehungen haben könne, heißt es in dem Brief weiter. Obama wolle sich auch nur dann weiter für einen eigenen Palästinenserstaat einsetzen, wenn es zu direkten Friedensgesprächen komme. Ein Umweg über die Vereinten Nationen sei für die USA keine Alternative.

Großer Druck auf Palästinenser
Bisher reden die Konfliktparteien nur über den US-Nahost-Sondergesandten George Mitchell miteinander. Israel hat angekündigt, es sei sofort zu direkten Gesprächen bereit. Ein Mitglied des palästinensischen Revolutionsrates sagte, es gebe großen Druck auf die Palästinenser, direkte Verhandlungen zu führen.

Andauernder Raketen- und Mörserbeschuss aus dem Gazastreifen hatte Ende 2008 zu einer 22-tägigen Militäroffensive Israels in dem Küstengebiet geführt, bei dem mehr als 1.400 Palästinenser ums Leben kamen. Seit dem Ende der Offensive vor 19 Monaten sind nach Angaben der israelischen Streitkräfte mehr als 400 Raketen und Mörsergranaten aus dem Gazastreifen auf Südisrael abgefeuert worden. Viele der selbst gebauten Raketen verfügten nicht über genug Reichweite, um in Ashkelon einzuschlagen.

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