Österreicher berichtet

"Ich 
dachte, 
ich muss sterben"

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Im Interview erzählt der Österreicher, was er auf dem Schiff erlebte.

Die griechische Gemeinde Igoumenitsa, Dienstagmittag: Hektik in der Klinik, doch der Tiroler Mehmet Güyen atmet durch. Zwei Tage nach der Tragödie ist er in Sicherheit, hat festen Boden unter sich: „Ich dachte, ich muss sterben“, sagt er am Telefon zu ÖSTERREICH. Er und der zweite Tiroler Überlebende Bahri Dumlupinar werden von Christian Vlazny, Konsul der österreichischen Botschaft, betreut.

Alle wohlauf. Wie geht es den anderen Österreichern? Laut Außenamt waren der Salzburger Erwin Schrümpf und der Vorarlberger Cengiz Hazir am Dienstag per Schiff auf dem Weg nach Brindisi (ITA). Dort wartete auch seine Mutter Nuriye Hazir, die nach der Tragödie aus dem Spital nahe Lecce entlassen wurde. Dem Vernehmen nach soll sie schwer traumatisiert, aber auf dem Weg der Besserung sein.

Bereits heute werden die Österreicher auf dem Airport München erwartet.

427 Menschen waren auf der Passagierliste, 13 mussten sterben. Noch immer gibt es Vermisste – vermutlich blinde Passagiere.(prj, küe)

 

"Es dauerte vier Stunden, bis überhaupt Hilfe kam"

ÖSTERREICH erreichte Mehmet Güyen in der griechischen Gemeinde Igoumenitsa.

ÖSTERREICH: Herr Güyen, Sie haben die Fährenkatastrophe überlebt. Wie geht es Ihnen?
Mehmet Güyen: Ich habe zwar ein paar gesundheit­liche Probleme, hohen Blutdruck und mein Rücken schmerzt. Aber ich bin überglücklich, dass ich überhaupt überlebt habe.

ÖSTERREICH: Erinnern Sie sich zurück: Was passierte genau Sonntagfrüh?
Güyen: Es war etwa fünf Uhr früh. Ich habe noch geschlafen und war in meiner Kabine. Plötzlich wachte ich auf und sah durch das Kabinenfenster Rauch. Das Schiff hat gebrannt, und ich wusste zuerst nicht, was zu tun ist.

ÖSTERREICH: Was haben Sie dann gemacht?
Güyen: Ich bin aus der Kabine raus, rauf auf das Deck. Doch dort herrschte Chaos. Leute haben geschrien und geweint. Vier Stunden kam keine Hilfe. Und es hörte nicht auf, zu brennen. Ich dachte zwischendurch, ich muss sterben auf dieser Fähre. Dann versuchte ich, meine Mutter und meine Familie anzurufen. Ich habe mich von ihnen verabschiedet.

ÖSTERREICH: Und dann?
Güyen: Erst am Nachmittag wurde ich via Helikopter endgültig gerettet. Mit Bahri, einem zweiten Überlebendem aus Tirol, werden wir jetzt von der österreichischen Botschaft am griechischen Festland betreut. Schon am Mittwoch werden wir wieder nach Tirol reisen. Dann will ich meine Familie umarmen.

Interview: Jochen Prüller

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