Malikis und Allawis

Irak-Wahl: Politische Lager fast gleichauf

Teilen

Nun stehen schwierige Koalitionsverhandlungen bevor.

Nach der Parlamentswahl im Irak liegen die Lager von Ministerpräsident Nuri al-Maliki und Ex-Premier Iyad Allawi fast gleichauf. Ein bis zwei Mandate würden die beiden Bündnisse, Malikis "Allianz für den Rechtsstaat" und Allawis "Al-Irakiya"-Block, in dem 325-köpfigen Parlament trennen, sagte Wahlleiter Faraj al-Haidari am Donnerstag in Bagdad. Das vorläufige amtliche Endergebnis soll am Freitag kundgemacht werden.

Kopf-an-Kopf-Rennen
Das Kopf-an-Kopf-Rennen deutet auf Wochen oder Monate schwieriger Koalitionsverhandlungen hin, während sich die US-Soldaten auf einen Abzug vorbereiten. Nach einem am Sonntag veröffentlichten Zwischenergebnis lag das überkonfessionelle Bündnis Allawis, eines säkular orientierten Schiiten, vor der Rechtsstaats-Allianz Malikis. Nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmen betrug der Vorsprung bei 12 Millionen Wählern nur 11.000 Stimmen. Wahlbeobachter rechnen damit, dass die beiden Lager jeweils rund 90 Abgeordnetensitze einnehmen werden.

Vertreter des drittstärksten Lagers, der schiitischen religiösen "Irakischen Nationalallianz" (INA), erklärten am Donnerstag, die "Al-Irakiya"-Liste habe offenkundig landesweit die meisten Stimmen erhalten. Dies müssten alle Parteien akzeptieren. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Allawis Bündnis und die INA, die ideologisch eigentlich weit voneinander entfernt sind, bereits über eine mögliche Koalition gesprochen haben. In der INA zusammengeschlossen sind der pro-iranische "Oberste Islamische Rat" (SIIC) um Ammar al-Hakim und die Gefolgschaft des radikal anti-westlichen Geistlichen Muktada al-Sadr.

Bisher nur Sondierungsgespräche
Malikis Rechtsstaats-Bündnis hatte zuletzt sogar eine Fusion mit der INA angestrebt, um zu verhindern, dass der Premierposten an Allawi fällt. Dieser betonte in einem Interview mit der arabischen Zeitung "Al-Sharq al-Awsat, bisher gebe es nur Sondierungsgespräche. Er warf Maliki vor, "nicht bereit für einen friedlichen Machtwechsel" zu sein. Allawi, ein säkular orientierter Schiit, galt früher als CIA-Vertrauensmann. Er fiel in Washington in Ungnade, nachdem ihm von amerikanischer Seite Unregelmäßigkeiten vorgeworfen worden waren. Allawi hatte die USA öffentlich aufgefordert, Maliki fallenzulassen.

Maliki hatte die Wahlkommission aufgefordert, die Stimmzettel erneut auszuwerten. Am Donnerstag demonstrierten Tausende von Maliki-Anhängern, um den Druck auf die Wahlkommission zu erhöhen. Maliki traf sich inzwischen mit Angehörigen von Fraktionen, die bei der Wahl am 7. März nur wenige Mandate erhalten hatten, darunter der Vorsitzende der sunnitischen Konsensfront, Iyad al-Sammarai. Nach Informationen aus Diplomatenkreisen sind sich Saudi-Arabien und Syrien in ihrer Ablehnung Malikis einig. König Abdullah von Saudi-Arabien hatte erst vor wenigen Tagen Allawi empfangen, was Maliki als Einmischung in die irakische Innenpolitik heftig kritisiert hatte.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.