Plagiatsvorwürfe

FDP-Star tritt von allen Ämtern zurück

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Koch-Mehrin hat auch die Mitgliedschaft im FDP-Präsidium niedergelegt.

Die deutsche FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin hat auf die Plagiatsvorwürfe im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit reagiert und "mit sofortiger Wirkung" alle ihre Ämter niedergelegt. Sie trete als Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament sowie als Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments zurück, erklärte sie am Mittwochabend in Brüssel. Außerdem legte Koch-Mehrin ihre Mitgliedschaft im FDP-Präsidium nieder.

Neuanfang
"Ich hoffe, dadurch meiner Partei den Neuanfang mit einem neuen Führungsteam zu erleichtern", erklärte die 40-Jährige. Ihren Rücktritt vom Amt der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments begründete sie damit, sie wolle "nicht in führender Position ein Ziel für Angriffe auf die einzige demokratisch legitimierte Institution der Europäischen Union" bieten. "Ich möchte mit diesem Schritt auch verhindern, dass meine gesamte Familie durch die öffentliche Diskussion weiter belastet wird", erklärte sie.

Überprüfung der Diss
Zu ihrer Dissertation erklärte Koch-Mehrin, sie habe die Arbeit 1999 an der Universität Heidelberg eingereicht, und dort werde sie jetzt überprüft. Sie wünsche, dass diese Prüfung nun "vertraulich, fair, nach rechtsstaatlichen Maßstäben und ohne Ansehen der Person durchgeführt" und nicht dadurch belastet werde, dass sie herausgehobene Ämter innehabe.

Plagiatsvorwürfe
Laut einem Bericht des "Tagesspiegel" hatten sich die Plagiatsvorwürfe gegen die prominente FDP-Politikerin erhärtet. Die Zeitung berichtete in ihrer Mittwochsausgabe unter Berufung auf Kreise der Universität Heidelberg, die Hochschule habe ein förmliches Entziehungsverfahren zur Aberkennung des Doktortitels eingeleitet. Grund seien mehrere festgestellte Plagiate in ihrer Dissertation, die als erheblicher Regelverstoß gewertet würden.

Warten auf Bewertung
Die Universität Heidelberg hatte am Dienstag mitgeteilt, sie warte noch auf eine Stellungnahme von Koch-Mehrin. Erst nach Vorliegen der Stellungnahme werde es zu einer Bewertung der Plagiatsvorwürfe kommen. Nach Angaben des Vorsitzenden des zuständigen Promotionsausschusses und Dekans der Philosophischen Fakultät, Manfred Berg, ist mit einer "Entscheidung in der Sache" nicht vor Ende Mai, Anfang Juni zu rechnen.

Die Doktorarbeit der FDP-Europapolitikerin zum Thema "Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik" war 2001 veröffentlicht worden und umfasst 227 Seiten. Nach Recherchen der Internetseite http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Skm sollen sich auf einem erheblichen Teil der Seiten angebliche Plagiate finden.

Koch-Mehrin saß seit 2004 für die Liberalen im Europaparlament. Einem breiten Publikum wurde die Wirtschaftswissenschaftlerin und Historikerin bekannt, als sie sich 2006 für den "Stern" mit nacktem Baby-Bauch ablichten ließ. Die dreifache Mutter war auch häufig zu Gast in Talkshows.

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