Konflikt

Krim: Russland schickt Elite-Soldaten

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Auf allen Militärbasen wehen inzwischen russische Flaggen.

Nach dem international nicht anerkannten Anschluss der Krim will Russland seine Militärpräsenz auf der strategisch wichtigen Halbinsel massiv verstärken. Mittlerweile wehen an allen Militärstandorten russische Fahnen, wie der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow der Nachrichtenagentur RIA Nowosti sagte.

Insgesamt seien bei einer Zeremonie an insgesamt 193 Stützpunkten auf der Halbinsel die russische Flagge gehisst und die russische Nationalhymne gesungen. Am Dienstagabend hatten russische Soldaten nach ukrainischen Angaben das letzte Schiff auf der Krim gestürmt, das noch unter der Kontrolle der ukrainischen Marine stand.

Militärische Präsenz weiter ausbauen
Moskau will nun seine militärische Präsenz auf der Krim weiter ausbauen. Geplant sei, bis 2016 mehrere Überschallbomber vom Typ Tupolew Tu-22M3 (NATO-Code: Backfire-C) sowie Jagdflugzeuge auf die Krim zu verlegen. Das meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf namentlich nicht genannte Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums in Moskau. Zuvor müssten aber die Luftstützpunkte Gwardejskoje bei Simferopol und Katscha bei Sewastopol ausgebaut werden, hieß es.

"Die Notwendigkeit für diese Flugzeuge im Süden war immer gegeben, aber jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, dass sie auf die Krim zurückkehren, die früher als "unsinkbarer Flugzeugträger" bekannt war", zitierte Interfax einen Ministeriumsmitarbeiter. Geplant sei zudem die Stationierung von Seeaufklärern und U-Boot-Jägern auf der von der Ukraine abtrünnigen Halbinsel. 2017 soll dann auch ein neuer Hubschrauberträger in Sewastopol ankern. Die Hafenstadt soll zum neuen Hauptstützpunkt der legendären russischen Schwarzmeerflotte ausgebaut werden.

Die auf der Halbinsel stationierten ukrainischen Soldaten, die ihrem Land weiter dienen wollen, und ihre Angehörigen sollen die Krim mit Zügen verlassen. Dazu würden zunächst 15 zusätzliche Waggons bereitgestellt, sagte Gerassimow. Ihre Waffen müssten die Soldaten "zum Schutz" vorerst abgeben.

Ukraine-Soldaten reisen aus
An einem Sammelpunkt in Sewastopol hätten sich bis zum Vorabend etwa 1.500 ukrainische Militärangehörige zur Ausreise registrieren lassen, sagte Gerassimow. Nach Angaben aus Kiew ist mindestens die Hälfte der fast 19.000 ukrainischen Soldaten zu den russischen Truppen übergelaufen. Moskau behauptet, dass noch weit mehr Ukrainer künftig in der russischen Armee dienen wollen.

Der moskautreue Bürgermeister von Sewastopol, Alexander Tschalyi, gab die Auflösung der "Selbstverteidigungskräfte" bekannt. "In der Stadt gibt es keine einzige bewaffnete Militäreinheit mehr, die der Regierung in Kiew unterstellt ist", sagte der per Straßenabstimmung gewählte Tschalyi. Menschenrechtler machen die prorussischen Kräfte für Verschleppungen ukrainischer Aktivisten verantwortlich.



Im westukrainischen Rowno nahmen Hunderte Menschen bei einer Trauerfeier Abschied von dem erschossenen Ultranationalistenführer Alexander Musytschko. Der unter dem Kampfnamen "Saschko Bilyj" (Weißer Sascha) bekannte Aktivist war in der Nacht auf Dienstag bei einem Polizeieinsatz getötet worden. Die gewaltbereite Gruppe Rechter Sektor (Prawy Sektor), der militante Arm der ukrainischen Protestbewegung, forderte den Rücktritt von Innenminister Arsen Awakow. Experten warnen davor, dass die Ultranationalisten außer Kontrolle geraten könnten.

Chef vom Staats-TV zum Rücktritt gezwungen
Unterdessen wurde der Leiter des Staatsfernsehens, Alexander Pantelejmonow, der noch unter dem entmachteten Staatspräsident Viktor Janukowitsch angestellt wurde, abgesetzt. Pantelejmonow war vor über einer Woche von drei Abgeordneten der rechtsextremen, mitregierenden Swoboda-Partei angegriffen worden. Die Parlamentarier drangen in das Büro des Fernsehchefs ein und wollten ihn gewaltsam zum Rücktritt drängen. Journalistenverbände und Politiker kritisierten die Aktion scharf.

Der Journalist hatte seinen Posten seit Anfang 2013 inne und wurde nun der Propaganda für Janukowitsch bezichtigt. Sein Nachfolger Surab Alassania leitet die Informationsseite MediaPort.ua in Charkiw in der Ostukraine, wo viele russischsprachige Menschen leben. Der Seite sagte er, er wolle das ukrainische Fernsehen nun unabhängiger machen. Alassania gehört zu den Gründern des Onlinesenders Hromadske, der mit der Live-Übertragung der Proteste auf dem Maidan in Kiew und mit Debatten über die Bewegung starken Zulauf bekommen hatte.

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