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Steht nächster Anschlag bevor?

London-Terror: Jetzt gilt höchste Warnstufe

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England in Terrorangst: Eine „Feuerwand“ fegte nach einer Explosion durch die U-Bahn.

„Ich habe einen heißen Feuerball über meinem Kopf gespürt“, erinnert sich Peter Crowley an den Horror. Der Mann wurde schwer verletzt: Crowley hat schmerzhafte Brandwunden im Gesicht. „Es gibt Menschen, die sehen viel schlimmer aus als ich“, sagt er.

Video zum Thema: Terror in London

Aus der Bombe hängen 
immer noch die Kabel

Sprengsatz in Kübel. Mitten im Berufsverkehr Freitag um 8.20 Uhr in der Früh: Ein lauter Knall dringt durch den ­U-Bahn-Zug der „District Line“. Panik bricht aus in der Station Parsons Green. Die Bombe ist offenbar in einen weißen Kübel eingebaut, Kabel hängen heraus.

London-Terror: Jetzt gilt höchste Warnstufe
© Google Maps
Hier ereignete sich die Explosion

Die blutige Bilanz: Mindestens 29 Menschen werden verletzt. Die Polizei gibt bekannt, dass es noch viel schlimmer hätte ausfallen können, die Bombe ist nur zum Teil detoniert. Sofort wird Terror-Alarm gegeben. Hunderte Kriminalbeamte sind mit den Ermittlungen beschäftigt. Auch der ­Inlandsgeheimdienst MI5 wird hinzugezogen.

Video zum Thema: Explodierter Behälter: Video zeigt Überreste

Flucht. Die Polizei durchkämmt den Anschlagsort, sucht nach einem zweiten – nicht detonierten – Sprengsatz. Gefahndet wird laut Insidern nach einem „Mann mit Messern“. Dann wird ein Verdächtiger anhand von Überwachungs­videos identifiziert. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe war er noch auf der Flucht. Die Polizei behielt die Identität des Verdächtigen unter Verschluss.

Terror-Miliz IS reklamiert den Anschlag für sich

Bekenntnis. Über die ihr ­nahestehende Agentur Amaq erklärten die Islamisten schließlich, die Explosion der Bombe gehe auf sie zurück. Ein Umstand, den Terror-Experte Nicolas Stockhammer bereits vor dem Bekenntnis als wahrscheinlich einschätzte (siehe Interview).

Höchste Warnstufe.
England rief nach dem Anschlag die höchste Terror-Warnstufe aus. Zuletzt war diese nach dem Attentat in Manchester ausgerufen worden. Womit die Behörden mit weiteren Anschlägen rechnen.

Video zum Thema: Terror in London: Das sagt die Polizei

"Terrorgefahr bei uns im Wahlkampf noch größer"

Terrorexperte Nicolas Stockhammer von der Uni Wien im ÖSTERREICH-Interview.

ÖSTERREICH:
Erleben wir eine Zunahme des Terrors?

Nicolas Stockhammer:
Die Intervalle verkürzen sich. Wir werden wahrscheinlich alle ein bis zwei Monate Anschläge in Europa erleben – natürlich mit verschiedener Intensität.

ÖSTERREICH:
Wer steckt hinter dem Anschlag in London?

Stockhammer:
Der Anschlag ist wohl einem IS-nahen Täter zuzuschreiben. Der IS wird diese Tat für sich reklamieren, weil es für sie propagandistisch verwertbar ist.

ÖSTERREICH:
Kann man sich vor solchen Anschlägen schützen?

Stockhammer:
De facto nicht. Nicht mehr auf öffentliche Plätze gehen oder nicht mehr U-Bahn fahren, das ist in der Praxis nicht durchführbar. Es ist leider ein trauriges Risikospiel, so wie ein Roulette.

ÖSTERREICH:
Wie gefährdet ist Österreich?

Stockhammer:
Das Risiko ist gleichbleibend hoch. Jetzt im Wahlkampf ist die Terrorgefahr noch größer. Gruppen oder Einzeltäter können sich jetzt angesprochen fühlen, etwas in die Tat umzusetzen.

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