Sensations-Fund

Minen-König soll zweiter "Oskar Schindler" sein

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Deutscher Auswanderer soll während der NS-Zeit tausende Juden gerettet haben.

Jahrzehntelang vergammeln in Bolivien die Akten zur Minengeschichte. Dann fließt Geld für den Aufbau eines Archivs und ein "Schatz" tritt zutage - in der Hauptrolle: Ein Auswanderer aus Deutschland, der mit Minen reich wurde. Gab es wirklich einen "Schindler" Südamerikas?

Der aus Deutschland stammende Unternehmer Moritz Hochschild soll während des Nationalsozialismus bis zu 10.000 Juden mit falschen Pässen und Schiffspassagen nach Bolivien geholt haben. Nach dem Auftauchen hunderter Dokumente, die von der Unesco jüngst zum historischen Erbe erklärt worden sind, gibt es aber noch viele Fragezeichen. "Eigentlich bräuchten wir deutschsprachige Historiker, die die ganzen Dokumente mit uns aufarbeiten", sagt der Direktor des nationalen Minenarchivs in El Alto, Edgar Ramírez, der Deutschen Presse-Agentur.

Für Ramírez ist Hochschild ein "Oskar Schindler Boliviens". In einem Brief vom 30. April 1940 spricht Hochschild davon, dass inzwischen 9.000 bis 10.000 Juden im Land seien. Anders als geplant würden die meisten aber nicht in ländlichen Regionen mit Landwirtschaft und Viehzucht ihr Geld verdienen, sondern hätten sich in La Paz niedergelassen - dort nehme nun der Antisemitismus zu.

Der 1881 in Biblis/Hessen geborene Hochschild, selbst Jude, wanderte mit knapp 30 Jahren nach Südamerika aus und wurde in Bolivien einer der einflussreichsten Minenbesitzer. "Vieles ist noch nebulös", sagte Ramírez. Bezahlte Hochschild tatsächlich die Schiffspassagen? Woher kamen die Juden? Wie wurden sie ausgewählt? Stimmen die Zahlen?

Jahrzehntelang lagerten die Dokumente zur Minengeschichte unter katastrophalen Zuständen, teilweise unter freiem Himmel in einem Hof. Erst unter dem aktuellen Präsidenten Evo Morales wurden ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, um das Material zu retten und um ein vernünftiges Archiv aufzubauen. Durch die systematische Sichtung trat der "Schatz" zutage.

Rund 30 bis 40 Prozent der Quellen zur Minengeschichte seien verloren gegangen, sagte Ramírez. Mit Außenstellen gibt es heute aber rund 40 Kilometer an Akten. In der Hauptstelle in der Stadt El Alto lagern zudem rund 47.000 Pläne von Minen. Dort werden auch die geretteten Hochschild-Akten aufbewahrt.
 

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