"Verstörend geläufig"

Missbrauch von Kindern in Indien

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Bericht von Human Rights Watch.

Nach der tödlichen Vergewaltigung einer jungen Inderin werfen Menschenrechtler der indischen Regierung mangelnden Schutz auch von Kindern gegen sexuellen Missbrauch vor. "Die Instrumente der Regierung versagen dabei, den Schutz von Kindern zu gewährleisten", sagte die Südasien-Direktorin von Human Rights Watch (HRW), Meenakshi Ganguly. Die Organisation stellte am Donnerstag einen 82-seitigen Bericht mit dem Titel "Das Schweigen brechen: Sexueller Missbrauch von Kindern in Indien" vor. HRW kritisierte, Missbrauch sei in Indien im Zuhause der Opfer, in Schulen und in Kinderheimen "verstörend geläufig".

Polizisten weigerten sich zudem häufig, Anzeigen wegen Missbrauchs aufzunehmen, teilte die Organisation weiter mit. "Viele Kinder werden im Grunde ein zweites Mal misshandelt durch medizinische Untersuchungen und durch die Polizei und andere Behörden, die ihre Aussagen nicht hören oder glauben wollen." Statistiken zum Ausmaß des Missbrauchs sind im Bericht nicht enthalten. Die Menschenrechtler führten nach eigenen Angaben mehr als 100 Interviews unter anderem mit Missbrauchsopfern und deren Angehörigen für Fallstudien.

HRW zitierte erschreckende Aussagen aus den Interviews. So sagte ein Mädchen, das im Alter von 16 Jahren von zwei Männern aus seinem Dorf vergewaltigt wurde, zur Erfahrung mit Polizisten: "Einige von ihnen sagten, dass ich mit diesen Jungs habe gehen wollen. Sie forderten mich auf, zuzugeben, dass ich deren Freundin sei. Als ich zur medizinischen Untersuchung ging, sagte die Ärztin, ich sei verprügelt, gebissen und gekratzt worden, es gebe aber keine inneren Verletzungen. Ich begann, mich hilflos zu fühlen. Niemand glaubte mir, und niemand glaubt mir heute. Die Dorfbewohner sagen furchtbare Sachen über mich."

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