Busse vorgefahren

Russische Diplomaten verlassen London

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Busse vor Botschaft in London vorgefahren. 

Gut zwei Wochen nach dem Giftanschlag von Salisbury haben die von London ausgewiesenen russischen Diplomaten die Heimreise angetreten. Die Botschaftsmitarbeiter und ihre Angehörigen verließen am Dienstag Russlands Botschaft in der britischen Hauptstadt, wie AFP-Reporter berichteten. Vor dem Botschaftsgebäude im Stadtteil Kensington stiegen sie mit ihrem Gepäck in mehrere Fahrzeuge.

Russische Diplomaten verlassen London
© AFP PHOTO / Daniel LEAL-OLIVAS
Die britische Regierung hatte am vergangenen Mittwoch 23 russische Diplomaten des Landes verwiesen. Sie gab ihnen eine Woche Zeit zur Ausreise. London macht Moskau für das Attentat auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia (Yulia) verantwortlich, die am 4. März in Salisbury südwestlich von London vergiftet aufgefunden worden waren. Russland ordnete am Wochenende als Gegenmaßnahme die Ausweisung von 23 britischen Diplomaten an.
 
Russische Diplomaten verlassen London
© EPA/ANDY RAIN

Gift-Anschlag als Auslöser des Streites

Skripal und seine Tochter Julia (Yulia) befinden sich auch zwei Wochen nach dem Giftanschlag in einem kritischen Zustand. Sie waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank im englischen Salisbury gefunden worden. London beschuldigt den russischen Präsidenten Wladimir Putin, Drahtzieher des Anschlags zu sein. Der Streit hat sich zu einer schweren diplomatischen Krise zwischen beiden Ländern entwickelt.
 
Die EU hatte sich am Montag erst geschlossen hinter Großbritannien gestellt, allerdings keine Einigung über klare Anschuldigungen gegen Russland erzielt. In einer bei einem Außenministertreffen in Brüssel verabschiedeten Erklärung heißt es lediglich, die EU nehme die Einschätzung Großbritanniens sehr ernst, dass höchstwahrscheinlich Russland für den Anschlag verantwortlich sei.
 

Russischer Experte bezweifelt Vorwurf gegen Moskau

Ein russischer Experte und angeblicher Mitentwickler des Nervengifts Nowitschok hat britische Vorwürfe gegen Russland im Fall des Ex-Agenten Sergej Skripal angezweifelt. Das Gift, das für den Anschlag auf Skripal in Großbritannien verwendet wurde, könne auch außerhalb Russlands hergestellt worden sein, sagte der Chemiker Leonid Rink der staatlichen Agentur RIA Novosti am Dienstag.
 
Auch in Großbritannien gebe es Spezialisten, die dies hätten machen können. Ob Skripal mit Nowitschok vergiftet wurde, sei leicht zu bestimmen. Jedes Mittel habe eine Art Handschrift von der Herstellung, sagte Rink. "Es wird sich sofort herausstellen, dass dies keine russische Technologie war", sagte Rink. Daher habe Russland bisher von Großbritannien noch keine Proben bekommen, spekulierte er.
 
Die Agentur präsentierte Rink als Wissenschafter, der in der Sowjetunion an der Entwicklung von Nowitschok beteiligt gewesen war. Er habe damals auch in seiner Doktorarbeit darüber geschrieben, sagte er. Seine Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Die russische Regierung hatte zuletzt dementiert, dass es in der Sowjetunion ein Forschungsprogramm unter dem Namen Nowitschok gab.
 
Nowitschok sei kein einzelnes Mittel, sondern ein ganzes System chemischer Waffen, sagte Rink. Er zog Aussagen eines anderen Wissenschafters namens Wil Mirsajanow in Zweifel. Dieser hatte die Existenz des Nowitschok-Programms 1992 enthüllt und war in den vergangenen Tagen von westlichen Medien dazu interviewt worden. Er emigrierte 1994 in die USA.
 
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