Islamisten im Vormarsch

Obama erwägt Militär-Einsatz im Irak

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Islamisten stehen nur noch 60 Kilometer vor Bagdad.

Die extremistische Gruppe Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIS/ISIL) hat am Donnerstag ihren Vormarsch fortgesetzt und weitere Gebiete im Norden und in der Mitte des Irak erobert. Sie kommen dabei der Hauptstadt Bagdad immer näher.

US-Präsident Barack Obama sicherte der irakischen Regierung Unterstützung im Kampf gegen die vorrückenden islamistischen Extremisten zu. "Unser Team für die nationale Sicherheit prüft alle Optionen", sagte Obama am Donnerstag in Washington. "Ich schließe nichts aus." Der Irak benötige "mehr Hilfe von uns und von der internationalen Gemeinschaft", fügte der Präsident hinzu.

"Wir müssen sicherstellen, dass diese Jihadisten nicht permanent im Irak oder in Syrien Fuß fassen", betonte Obama. Die USA unterstützen den Irak bereits mit umfangreichen Waffenlieferungen und Geheimdienstinformationen. Nach Angaben des Pentagon verkaufte Washington dem irakischen Militär unter anderem Apache-Kampfhubschrauber, F-16-Kampfflugzeuge sowie Hellfire-Raketen.

Nach Angaben aus Regierungskreisen in Washington befassen sich die USA derzeit zudem mit einer Bitte der irakischen Regierung, die islamistischen Kämpfer mit Drohnenangriffen zu bekämpfen. Ähnliche Anfragen aus Bagdad wurden in der Vergangenheit negativ beschieden. Angesichts der jüngsten Geländegewinne der Jihadisten könnte Obamas Regierung ihre Haltung aber ändern.

Zweieinhalb Jahre nach dem Abzug der US-Truppen hatten Kämpfer der Organisation Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIL) Anfang der Woche eine Offensive gestartet. Sie eroberten die nordirakische Millionenstadt Mossul und dann die gesamte Provinz Ninive sowie Teile der Provinz Kirkuk. Unter dem Druck der islamistischen ISIL-Kämpfer droht der Irak zu zerbrechen.

Islamisten stehen vor Bagdad
Kämpfer der ISIL rückten am Donnerstag bis auf 60 Kilometer an Bagdad heran, bevor ihr Vormarsch gestoppt werden konnte. Nach Angaben der Organisation Ärzte ohne Grenzen sind mittlerweile rund eine Million Iraker auf der Flucht. Viele versuchten das als stabil geltende kurdische Autonomiegebiet im Nordirak zu erreichen. Allein in Mossul waren binnen weniger Stunden 500.000 Menschen vor den Extremisten geflohen.

Im Internet kündigten ISIL-Anhänger einen Marsch auf Bagdad an. ISIL-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani erklärte per Videobotschaft, es gebe dort eine Rechnung mit der schiitischen Regierung zu begleichen. "Gebt nicht einen Meter befreites Land zurück - außer mit euren toten Körpern." ISIL will einen sunnitischen Gottesstaat errichten, der im Wesentlichen Syrien und den Irak umfasst.

Nach dpa-Informationen erbeuteten ISIL-Kämpfer in Mossul 500 Milliarden irakische Dinar (318 Millionen Euro) in der Zentralbank. Damit wird ISIL zur reichsten Terrororganisation vor Al-Kaida. Experten schätzen das Vermögen der Al-Kaida auf 50 Millionen bis 280 Millionen Euro.

Auch schweres Kriegsgerät soll Isis erbeutet haben. Im Netz kursierende Videos zeigen irakische Panzer und Helikopter mit der schwarzen Flagge der ISIL bei einer Militärparade in Mossul.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warf ISIL Bombenanschläge in Wohngebieten, Massenexekutionen, Folter, Diskriminierung von Frauen und die Zerstörung kirchlichen Eigentums vor. Einige Taten kämen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleich.

Russland bezeichnete die Offensive von ISIL als "zutiefst beunruhigend". Es sei "zynisch", den Terror im Irak als Folge der Syrienkrise zu bezeichnen, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Donnerstag in Moskau. Lawrow sieht eine Mitschuld von Washington und London: "Wir können uns nicht darüber freuen, dass das Irak-Abenteuer der Amerikaner und Engländer nicht gut endet."




 

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