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ÖSTERREICH-Reporter berichtet vor Ort

"So erlebe ich die brennenden USA"

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Tag 7: Kein Ende der Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus in den USA.

Washington. Seit einer Woche toben die Proteste in den USA. In 40 Städten gilt eine Ausgangssperre. Viele Bilder sind verstörend: brennende Autos, Plünderungen, Gewalt. 15 Staaten alarmierten die Nationalgarde. Schockmoment: Am Sonntagabend raste ein Lkw in eine Protestgruppe.

Schutzraum. Am Freitag schien die Lage in Washington vor dem Weißen Haus ­außer Kontrolle zu geraten. Einige Demonstranten stiegen über die Barrikaden. Wie jetzt bekannt wurde, verschanzte sich US-Präsident Donald Trump in einem unterirdischen Bunker – ein Raum, der für Schutz bei Terroranschlägen sorgen sollte.

Danach begann eine Twitter-Tirade. Beispiel: „Wenn sie es getan hätten (Anm.: den Zaun durchbrechen), wären sie von den bösartigsten Hunden und den bedrohlichsten Waffen begrüßt worden, die ich je gesehen habe.“ Trump sieht „linksradikale Kriminelle“ als Schuldige.

Video zum Thema: USA: Polizei schießt auf Journalisten

 

Immer mehr Polizisten protestieren mit den Massen

Gewalt. Tag für Tag ziehen auch Hunderttausende Menschen friedlich durch die Städte. Sie protestieren gegen Diskriminierung und Polizeigewalt. Anlass: George Floyd († 46) starb in Minneapolis bei einem Polizeieinsatz vor einer Woche. Ein Polizist kniete minutenlang auf seinem Hals. Floyd flehte darum, wieder atmen zu dürfen, doch der Polizist blieb auf ihm hocken.

Immer mehr Polizisten solidarisieren sich mittlerweile, marschieren bei den Protesten mit.

Demo in Österreich. Am Donnerstag um 17 Uhr wird auch in Wien am Platz der Menschenrechte demonstriert.

ÖSTERREICH in USA bei den Krawallen

ÖSTERREICH-Reporter Herbert Bauernebel erlebte brutale Szenen direkt in der Hauptstadt.

Washington. Amerika im Chaos. Der Mord an dem Afroamerikaner George Floyd durch einen Polizisten in Minneapolis hat die Supermacht in eine der schwersten Krisen seit Jahrzehnten gestürzt. Krawalle gibt es in fast allen US-Metropolen, symbolträchtig sind die Unruhen vor der Haustüre des US-Präsidenten Trump.

Plündern. Untertags sind die Demos weitgehend friedlich, nach Einbruch der Dunkelheit eskaliert die Gewalt. Mitten unter den Tausenden Demonstranten sind Krawallmacher, die Feuer legen, Fenster einschlagen und plündern. Mit dem Inferno brennender Gebäude und Autos, mit schwarzen Rauchfahnen und Nebelschwaden aus beißendem Tränengas spielen sich Szenen wie im Krieg ab – nur wenige hundert Meter von Trumps Amtssitz.

„F… Trump“. Auch die Polizei schlägt in Washington hart zu: Praktisch alle verfügbaren Einheiten, darunter Secret Service, US-Mar­shals und sogar DEA-Drogen­fahnder, beschützen jetzt das Weiße Haus: Sie feuern Blendgranaten ab, deren Explosionslärm einen zusammenzucken lässt.

Gruppen von Cops stürmen mit gezückten Schlagstöcken immer wieder auf Demonstrantengruppen los. Die schießen mit Feuerwerkskörpern und Wasserflaschen zurück. Immer wird skandiert: „F… the Police!“ Und auch: „F… Trump!“ Die Menschen, viele nach Tagen der Proteste schon heiser, brüllen den Namen von George Floyd.

Räumung. Als kurz vor Mitternacht gleich mehrere Feuer vor dem Weißen Haus lodern, greift die Polizei durch: Block für Block werden die Straßen geräumt, jetzt peitschen auch Gummigeschosse durch die Straßen. Getroffene Menschen schreien auf, andere suchen Deckung hinter Autos. Randalierer beginnen mit Plünderungen, bei zahlreichen Geschäften, darunter Luxusshops, werden Scheiben eingeschlagen. Das Sirenengeheul ertönt die ganze Nacht.

Amerika steht am Abgrund. Und niemand scheint mehr zu wissen, wie die Lage wieder beruhigt werden kann. Das Pulverfass der Rassenspannungen ist explodiert. Der Kampfruf der Protestierer lautet: „Es reicht!“

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