Ölpest

"Ökologisches Deaster" in Norditalien

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Ölverschmierten Reihern, Kormoranen, Enten und Möwen droht ein qualvoller Tod.

Nach einem Sabotageakt in einer Raffinerie nahe der lombardischen Stadt Monza in der Nacht auf Dienstag, der eine Ölpest auf dem Po-Zufluss Lambro ausgelöst hat, versuchten am Donnerstag Tierschützer aus ganz Italien, an den Ufern des Gewässers lebende Vögel zu retten. Ölverschmierten Reihern, Kormoranen, Enten und Möwen droht ein qualvoller Tod. Auf dem Po sollen bereits zehn große Ölteppiche treiben, berichtete der Tierschutzverband Lipu.

Freiwillige Helfer versammelten sich entlang der Ufer, um eine Rettungsaktion einzuleiten. Der französische Vogelschutzverband LPO stellte mobile Einheiten zur Verfügung, um die ölverschmierten Vögel zu behandeln. Hunderte Tiere seien aber bereits verendet.

Gegend braucht Jahre für Erholung
Der Lipu-Verband will als Zivilkläger gegen die Verantwortlichen der Ölpest vorgehen. "Es wird Jahre dauern, bis sich die Gegend von dieser Katastrophe erholt hat", sagte der Biologe Romano Pagnotta, Experte des italienischen Forschungszentrums CNR. Rund 600.000 Liter Öl flossen nach Angaben der Behörden in den Lambro und in den mit 652 Kilometern längsten Fluss Italiens, den Po. Die wichtigste italienische Umweltschutzorganisation Legambiente sprach von einem "beispiellosen ökologischen Desaster", welches das Ökosystem noch lange Zeit belasten werde. Das Lambro-Becken galt bereits zuvor als eine der am meisten verschmutzten Gegenden Italiens.

Angesichts der verheerenden ökologischen Folgen will die Lombardei den Katastrophenzustand ausrufen, wie der Umweltbeauftragte der Region, Davide Boni, mitteilte. Die "gesamte Region und ihre Wasserwege" seien bedroht. Ein Notfallplan müsse erstellt werden, um die schädlichen Folgen für die Lombardei in Grenzen zu halten. Die Bevölkerung der betroffenen Gebiete wurde aufgerufen, kein Leitungswasser zu trinken.

"Krimineller Akt"
In der Ex-Raffinerie nahe Monza nördlich von Mailand waren den Angaben zufolge am Dienstag von Unbekannten die Schleusen der Öllager geöffnet worden. "Das war ein krimineller Akt", erklärte der Präsident der Lombardei, Roberto Formigoni. Über die Motive der Täter konnte zunächst nur gerätselt werden. In der Präfektur von Mailand wurde ein Krisenstab eingerichtet. Die Staatsanwaltschaft der Stadt Monza ermittelt.

Einsatzkräfte von Feuerwehr und Zivilschutz sowie freiwillige Helfer versuchten, Dämme gegen die Ölpest zu errichten. Zunächst scheiterten jedoch alle derartigen Versuche.

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