Nach Tod von Echevarria

Opus Dei wählt sein neues Oberhaupt

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Auch Bischof Küng unter Wahlberechtigten - Kür erfolgt am Montag.

Die katholische Personalprälatur Opus Dei wählt am Montag ihr neues Oberhaupt. Der seit 1994 amtierende bisherige Prälat Javier Echevarria war im vergangenen Dezember 84-jährig gestorben. Am Wahlkongress nehmen 194 Mitglieder teil; vier Personen reisen aus Österreich an, unter ihnen der St. Pöltner Bischof Klaus Küng.

Passiv wahlberechtigt sind nur Priester, die Mitglieder des Generalkongresses und mindestens 40 Jahre alt sind, seit mindestens zehn Jahren dem Opus Dei angehören und vor mindestens fünf Jahren zum Priester geweiht wurden. Derzeit erfüllen nach Angaben der Prälatur 94 Personen aus 45 Ländern diese Voraussetzungen.

Das Wahlverfahren erfolgt in zwei Etappen: Zunächst suchen am Samstag die leitenden weiblichen Mitglieder der Prälatur geeignete Kandidaten aus. Aus diesen wählt dann am Montag der Generalkongress den künftigen Prälaten. Dieser muss nach seiner Wahl noch von Papst Franziskus bestätigt werden, was spätestens für den Dienstag erwartet wird. Der neue Prälat wird später voraussichtlich zum Bischof geweiht, wie es bereits bei seinen Vorgängern Alvaro del Portillo (1914-1994) und Javier Echevarria (1932-2016) der Fall war. Das Oberhaupt der Prälatur hat sein Amt auf Lebenszeit inne.

Besonderes Interesse hat die heurige Kür, weil erstmals kein enger Mitarbeiter des 2002 heiliggesprochenen Opus-Dei-Gründers Josemaria Escriva (1902-1975) mehr zur Wahl steht. Sowohl der erste Prälat del Portillo als auch Echevarria hatten noch viele Jahre an Escrivas Seite verbracht.

Damit ist das Feld offener als bei früheren Wahlen. Als Favorit gilt allerdings der spanische Priester Fernando Ocariz, der derzeit interimistisch die Leitung der Prälatur innehat. Prälat Echevarria hatte dem langjährigen Generalvikar 2014 sein Vertrauen gezeigt, als er ihm das Amt des Auxiliarvikars übertrug - eines besonderen Stellvertreters, der berufen werden kann, wenn der Prälat meint, seine Aufgaben nicht mehr alleine erfüllen zu können.

Gegen Ocariz spricht allerdings sein vergleichsweise hohes Alter von 72 Jahren. (Die beiden vorigen Prälaten waren bei ihrer Wahl rund zehn Jahre jünger gewesen.) Deshalb könnten sich die Mitglieder des Kongresses auch für einen jüngeren Kandidaten entscheiden: Etwa für den 56-jährigen Generalvikar Mariano Fazio. Der argentinische Landsmann von Papst Franziskus, der langjährige Erfahrung in verschiedenen Ländern Lateinamerikas gesammelt hat, wäre damit der erste Nicht-Spanier in diesem Amt. Als weiterer möglicher Kandidat gilt der 55-jährige Sekretärvikar Jose Javier Marcos. Der Spanier ist derzeit für die geistliche Betreuung der Frauen in der Prälatur zuständig und war vor seiner Priesterweihe als Rechtsanwalt tätig.

Das Opus Dei ist derzeit die einzige Personalprälatur der katholischen Kirche; sie hat diese Rechtsform, die durch das Zweite Vatikanische Konzil geschaffen wurde, seit 1982 inne. Der vom spanischen Priester Escriva 1928 gegründeten Organisation können damit sowohl Priester als auch Laien, sowohl Männer als auch Frauen, sowohl Verheiratete als auch zölibatär Lebende angehören.
Nach ihrem eigenen Selbstverständnis will das Opus Dei dazu beitragen, dass katholische Laien ihre Berufung als Christen entdecken und diese in Beruf, Familie und Alltag verwirklichen. Die Organisation hatte allerdings seit ihrer Gründung mit heftiger Kritik zu kämpfen, die von Häresie bis zu Sektenvorwürfen reichen. Auch die Bußpraktiken der zölibatären Mitglieder stoßen immer wieder auf Unverständnis. Die Päpste und viele Bischöfe - darunter der Wiener Kardinal Franz König - haben die Organisation allerdings sehr gefördert. Zuletzt wurde 2014 ihr erster Prälat del Portillo in Madrid seliggesprochen.

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