Milliarden-Poker

Piëch-
Rücktritt 
stürzt VW 
in Krise

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Mit dem Sturz des VW-Patriarchen ist der Machtkampf noch lange nicht zu Ende.

Jetzt geht das Ringen um Volkswagen erst wirklich los: Mit seinem überraschenden Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender am Samstag (siehe Protokoll rechts) hob Ferdinand Piëch (78) die VW-Krise auf eine neue, höhere Ebene. Ging es zuerst darum, ob Martin Winterkorn Vorstandsboss bleiben soll und/oder irgendwann Piëch als Aufsichtsratsvorsitzendem folgen darf, stellt sich nun die Frage nach der generellen Zukunft des weltweit zweitgrößten Autobauers.

Die Familie Piëch vertraut Winterkorn nicht mehr

Denn es ist durchaus möglich, dass die Brüder Ferdinand und Hans Michel Piëch (72) nun ihre VW-Anteile verkaufen wollen. Mit diesem Schritt hat Ferdinand Piëch bereits bei einer Krisensitzung vor eineinhalb Wochen in Salzburg gedroht. Er und wohl auch sein Bruder haben kein Vertrauen mehr zu Winterkorn. Dieser hat es nicht geschafft, VW in den USA zu verankern, die schlechte Produktivität der Kernmarke zu verbessern und ein attraktives VW-Einsteigermodell auf den Markt zu bringen, so wie das die Piech-Brüder seit Längerem von ihm gefordert haben. Warum sollten sie ihm jetzt also ihr gesamtes Vermögen anvertrauen?

Es geht um Anteile im Wert von 15,4 Milliarden Euro

Den Piëch-Brüdern gehören 28 Prozent der Porsche Holding SE, die wiederum knapp 51 Prozent an Volkswagen hält. Alleine die VW-Anteile, die die beiden kon­trollieren, waren am Freitag zu Börsenschluss 15,4 Milliarden Euro wert.

Diese Summe könnten weder die Familie Porsche noch das Land Niedersachsen als weitere Großaktionäre aufbringen. Vierter im Bunde der Eigentümer ist das Emirat Katar über seine Staatsholding. Die Scheichs wären wohl flüssig genug.

Nur ist die Frage, ob die Porsches ihren Einfluss auf VW aufgeben wollen und die deutsche Politik es zulassen kann, dass einer der wichtigsten Arbeitgeber der Republik von arabischen Investoren kontrolliert wird. Die Piëch-Brüder gaben keine Erklärung zu ihren Plänen ab.

Piëch kam mit dem Auto zu seinem Sturz

Der Ort der finalen Aussprache war nicht zufällig gewählt: In Braunschweig gründete Piëchs Großvater Ferdinand Porsche das sogenannte „Vorwerk“, den ältesten VW-Standort. So lief am Samstag Piëchs Sturz:

➜ Salzburg, ca. 6 Uhr. Fer­dinand und Ursula Piëch machen sich von Salzburg mit dem Auto ins 750 Kilometer entfernte Braunschweig auf.

➜ Braunschweig, 13 Uhr. Auf dem kleinen Flughafen landen Privatjets, dunkle Limousinen fahren vor. Man merkt: Hier ist etwas Großes im Gange.

➜ 14 Uhr. Am frühen Nachmittag beginnt am Flug­hafen eine Geheimsitzung des 20-köpfigen Aufsichtsrats. Alle Beteiligten müssen zuvor ihre Handys abgeben.

➜ Ca. 16 Uhr. Piëch wird klargemacht, dass ihm bei der VW-Jahreshauptversammlung am 5. Mai die Abwahl droht. Er stimmt einem Rücktritt zu, um sein Gesicht zu wahren.

➜ 17.38 Uhr. VW teilt in einer Ad-hoc-Meldung den Rücktritt von Ferdinand und Ursula Piëch mit.

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