Aufreger

Polnische Stadt stellt Juden-Verfolgung nach

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Die Zerstörung eines Juden-Ghettos durch die Nazis wird nachgespielt.

Die südpolnische Stadt Bedzin will die Zerstörung eines Juden-Ghettos durch die Nazis 1943 nachstellen. Etwa 200 zumeist erwachsene Freiwillige sollten an der historischen Rekonstruktion am Samstag teilnehmen, sagte Organisator Adam Szydlowski am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Es werde keine "drastischen Szenen" geben, "keine Hinrichtungen". Szydlowski selbst will einen SS-Mann spielen, sein siebenjähriger Sohn soll ein jüdisches Kind darstellen. Ziel sei es, "die Geschichte unserer Stadt zu lehren, die die Einwohner so wenig kennen", sagte Szydlowski weiter.

Aufführung

Die Aufführung soll im Rahmen der 8. Tage der jüdischen Kultur stattfinden, die unter der Schirmherrschaft des Bürgermeisters von Bedzin und des israelischen Botschafters in Polen stehen. Das Vorhaben stieß auch auf Kritik. "Ist es so schwer zu verstehen, dass man Morde, Massaker und Pogrome nicht nachstellen sollte?", fragte die polnische Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" am Mittwoch. "Das ist kein Spiel (...) Es gibt andere Wege, die Erinnerung zu bewahren."

Keine Einwände hatte dagegen der Präsident der jüdischen Gemeinde in der Region, Zeew Leron. Für ihn zählten die "guten Absichten". "Man muss denjenigen danken, die sich engagieren, um die Wahrheit zu verbreiten", schrieb er aus Israel, wo er lebt, an die Organisatoren.

Die Wehrmacht hatte Bedzin im September 1939 besetzt und die Große Synagoge in Brand gesteckt. Fast alle 30.000 jüdischen Einwohner kamen vor allem im Konzentrations- und Vernichtungslager von Auschwitz-Birkenau um, das etwa 50 Kilometer entfernt lag. Das jüdische Ghetto wurde endgültig im August 1943 zerstört.

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