Südafrika

Schwere Vorwürfe gegen Pistorius-Ermittler

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Der bisherige Ermittler im Mordfall Pistorius wurde ausgewechselt.

Im Prozess gegen den wegen Mordes angeklagten südafrikanischen Sprintstar Oscar Pistorius ist ein neuer Chefermittler ernannt worden. Das sagte Polizeichefin Mangwashi Phiyega am Donnerstag, nachdem bekannt worden war, dass der bisherige leitende Ermittler Hilton Botha selbst des versuchten Mordes in sieben Fällen verdächtig ist.

Chefermittler Hilton Botha muss im Mai selbst vor Gericht - ihm wird siebenfacher versuchter Mord vorgeworfen, teilte die Polizei in Pretoria heute mit. Botha und zwei weitere Beamte sollen im Jahr 2009 versucht haben, ein Minivan-Taxi mit Schüssen zu stoppen. In dem Wagen hatten sich sieben Personen befunden - daher der Vorwurf des siebenfachen Mordversuchs.

Das Verfahren gegen Botha sei zwischenzeitlich eingestellt, nun aber wieder aufgenommen worden. "Wir wurden erst gestern informiert", sagte ein Polizeisprecher. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte in einem Radiointerview, es wäre wohl besser, den Polizeioffizier vom Pistorius-Fall abzuziehen. Polizeisprecher Neville Malila betonte, es sei noch nichts entschieden.

Botha selbst war überrascht über die Wiederaufnahme seines Falles. "Ich kann mir nur vorstellen, dass es mit meiner Arbeit im Fall Pistorius zu tun hat", sagte Botha einem südafrikanischen TV-Sender. 

Botha spielte am Mittwoch bei der Gerichtsanhörung im Fall Pistorius eine zentrale Rolle. Vor dem Magistratsgericht in der südafrikanischen Hauptstadt wandte er sich wie die Staatsanwaltschaft entschieden gegen eine Freilassung von Pistorius auf Kaution. Es bestehe Fluchtgefahr, sagte auch er.

Am Donnerstagfrüh wurde Pistorius in einem Polizeiwagen zur dritten Anhörung vor einem Gericht in Pretoria gebracht. Dort sollte über seinen Antrag auf Freilassung gegen Kaution entschieden werden.

Unterdessen hat der US-Konzern Nike seinen Sponsorvertrag mit Pistorius auf Eis gelegt. "Wir glauben, dass Oscar Pistorius die Chance auf ein ordentliches Gerichtsverfahren haben sollte und wir werden die Situation genau beobachten", hieß es in einem Statement.

Zeuge hörte Streit
Am Mittwoch hatte die Anklage der Darstellung von Pistorius widersprochen, nach der er seine Freundin aus Versehen erschossen habe. Wie die Staatsanwaltschaft erklärte, hörte ein Zeuge in der Tatnacht einen heftigen Streit zwischen dem 26-Jährigen und dem Fotomodell Steenkamp, danach seien Schüsse gefallen.

Staatsanwalt Gerrie Nel erklärte, ein Zeuge habe zwischen 2.00 und 3.00 Uhr das Paar gehört, wie es sich "ohne Unterbrechung" stritt. Ermittler Hilton Botha sagte vor dem Gericht in Pretoria aus, der ungenannte Zeuge habe Schüsse gehört. Daraufhin sei er auf seinen Balkon getreten und habe gesehen, dass bei Pistorius im Haus Licht gebrannt habe. "Dann hörte er eine Frau zwei- oder dreimal schreien, dann weitere Schüsse."

Pistorius soll gewusst haben, dass Freundin in der Toilette ist
Laut Anklage war Steenkamp zum Zeitpunkt ihres Todes bekleidet. Der Angeklagte habe "aus einer Entfernung von anderthalb Metern vorsätzlich in Richtung der Toilette geschossen", sagte Nel. Dem Ermittler Botha zufolge wusste Pistorius, dass seine Freundin im Badezimmer war.

Das Protokoll der Mord-Nacht 1/5
Der Abend vor dem Valentinstag
Das Paar ist zu Hause, sie gehen ins Bett


Pistorius hatte am Vortag in einer eidesstattlichen Erklärung beteuert, er habe seine Freundin am Valentinstag versehentlich in seinem Haus erschossen, weil er sie für einen Einbrecher gehalten habe. Der Abend sei gut verlaufen, das Paar sei nach 22.00 Uhr eingeschlafen, hatte Pistorius angegeben.

Doping-Mittel gefunden
Die Polizei fand im Haus von Pistorius zudem Testosteron und Spritzen , wie Botha erklärte. Das Sexualhormon steht auf der Liste der Substanzen, die vom Internationalen Olympischen Komitee verboten sind. Dagegen erklärte ein Verteidiger von Pistorius, Testosteron sei ein "pflanzliches Heilmittel", das Pistorius nehmen dürfe und genommen habe.

Botha kündigte ferner an, dass die Anklage um den Punkt des illegalen Besitzes von Munition erweitert werde. Bei Pistorius sei Munition für das Revolverkaliber .38 gefunden worden, für die der Sportler aber keine Lizenz habe.

Grafik: So lief die Tat vermutlich ab

Pistorius GRAFIK
© Getty Images

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