Gefängnis in Pakistan

Taliban befreien fast 400 Häftlinge

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Schwer bewaffnete Aufständische griffen pakistanische Haftanstalt an.

Die radikalislamischen Taliban haben fast 400 Häftlinge aus einem Gefängnis im Nordwesten Pakistans befreit. Mehr als 150 schwer bewaffnete Aufständische stürmten am Sonntag eine Haftanstalt in der Stadt Bannu an der Grenze zu den unruhigen pakistanischen Stammesgebieten, wie ein ranghoher Sicherheitsvertreter sagte. Unter den Geflohenen sind demnach zahlreiche Rebellen und mehrere Verbrecher, die als gefährlich gelten.

Die Angreifer seien in der Nacht mit Autos und Kleintransportern vorgefahren und hätten zwei Stunden lang mit automatischen Waffen, Granaten und Raketen geschossen, sagte der Sicherheitsvertreter. Zahlenmäßig waren die Angreifer den Wachleuten in dem Gefängnis demnach weit überlegen. Laut Polizei wurden bei den Angriff drei Besamte verletzt. Bevor weitere Sicherheitskräfte eintrafen, konnten insgesamt 384 Gefangene fliehen, darunter auch zahlreiche Aufständische. Elf Geflohene wurden später wieder festgenommen, 29 kehrten freiwillig zurück, wie der Innenminister der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, Azam Khan, sagte.

Insgesamt hatten 944 Insassen in dem Gefängnis gesessen. Erst kürzlich waren Häftlinge aus zwei anderen Gefängnissen dorthin verlegt werden. TV-Bilder zeigten nach dem Angriff die durch eine Explosion zerstörten Stahltore der Haftanstalt und aufgebrochene Zellentüren. Wie der Informationsminister der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, Mian Iftikhar Hussain, sagte, konnten mindestens 20 "gefährliche Häftlinge" fliehen. Darunter war demnach auch ein früherer Luftwaffenoffizier, der wegen eines Anschlags auf Ex-Militärmachthaber Pervez Musharraf zum Tode verurteilt worden war.

Ein Sprecher der Taliban-Gruppierung Tehreek-e-Taliban (TTP), Ehsanullah Ehsan, bekannte sich zu dem Angriff. "Wir haben das Gefängnis in Bannu angegriffen und unsere Mitglieder befreit", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Einzelheiten wollen die Aufständischen demnach erst bekanntgeben, wenn die Geflohenen "auf ihre Posten zurückgekehrt sind".

Die unzugänglichen halbautonomen Stammesgebiete in der gebirgigen Grenzregion zu Afghanistan gelten als Rückzugsgebiet des Terrornetzwerks Al-Kaida, der Taliban und anderer militanter Gruppen. Sie hatten der Regierung in Islamabad 2007 den Jihad, den Heiligen Krieg, erklärt. Seitdem wurden in Pakistan fast 5000 Menschen durch Anschläge getötet, von denen die meisten von den Taliban und von Al-Kaida verübt wurden.

Provinz-Polizeichef Akbar Hoti sagte, rund hundert Ausbrecher hätten sich im Laufe des Sonntags wieder gestellt. Nach pakistanischen Medienberichten handelte es sich um Kriminelle mit geringen Haftstrafen. Taliban-Sprecher Ehsan sagte, der Angriff sei langfristig geplant gewesen. Es sei gelungen, einen wichtigen Anführer der Aufständischen zu befreien.

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