Kurz vor Abkommen

Trump ließ Friedensgespräche mit Taliban platzen

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Eigentlich wartete die Welt auf die Verkündung eines Friedensabkommens zwischen den USA und den Taliban.

Washington/Kabul. Kurz vor einem erwarteten Abkommen zwischen den USA und den radikalislamischen Taliban hat US-Präsident Donald Trump weitere Friedensverhandlungen völlig überraschend abgesagt. Trump schrieb am Samstagabend (Ortszeit) auf Twitter, er habe ursprünglich für diesen Sonntag in Camp David geheime Treffen mit den Taliban und - getrennt davon - mit dem afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani geplant.

Wegen eines tödlichen Anschlags in der afghanischen Hauptstadt Kabul, bei dem auch ein US-Soldat ums Leben kam, habe er die Treffen aber abgesagt - und ebenso die weiteren Friedensgespräche mit den Taliban. Ob dies das endgültige Aus für die Verhandlungen beider Seiten ist oder die Gespräche nur ausgesetzt sind, blieb zunächst unklar.
 
Die USA und die Taliban sprechen seit Juli 2018 über eine politische Lösung des bald 18 Jahre dauernden Konflikts in Afghanistan. Der US-Chefunterhändler Zalmay Khalilzad hatte am Montag gesagt, man habe sich "grundsätzlich" auf ein Abkommen geeinigt. Die "grundsätzliche" Einigung sei aber erst endgültig, wenn sich Trump damit einverstanden erkläre. Sollte Trump zustimmen, könne das Abkommen in den kommenden Tagen verkündet werden.
 

Gespräche über Truppenabzüge

Bei den Gesprächen ging es vor allem um Truppenabzüge und Garantien der Taliban, dass Afghanistan kein sicherer Hafen für Terroristen wird. In der Folge sollten innerafghanische Friedensgespräche geführt werden. Bisher hatten sich die Taliban geweigert, mit der Regierung in Kabul zu sprechen, die sie als "Marionette" des Westens betrachten. Auch ein Waffenstillstand war Thema.
 
Trump schrieb auf Twitter, führende Taliban-Vertreter und Ghani hätten eigentlich am Samstagabend in den USA ankommen sollen, um sich am Sonntag in Camp David mit ihm zu treffen. Fast niemand habe davon gewusst. Leider hätten die Taliban aber, "um ihre Verhandlungsposition zu stärken" einen Anschlag in Kabul begangen, bei dem ein US-Soldat und elf weitere Menschen getötet worden seien. Er habe das Treffen daher sofort gestrichen - und auch die Friedensverhandlungen abgesagt. "Wenn sie keinen Waffenstillstand vereinbaren können während dieser sehr wichtigen Friedensgespräche, dann haben sie wahrscheinlich ohnehin nicht die Macht, ein bedeutsames Abkommen auszuhandeln."
 
Die radikalislamischen Taliban hatten ihre Angriffswelle in Afghanistan in den vergangenen Tagen fortgesetzt: Bei zwei Autobombenanschlägen in der Hauptstadt Kabul und in der östlichen Provinz Logar waren nach Behördenangaben am Donnerstag mindestens 16 Menschen getötet worden, darunter zwei NATO-Soldaten. Einer der Soldaten war Amerikaner. Das US-Verteidigungsministerium hatte am Freitag mitgeteilt, am Donnerstag sei ein US-Soldat durch einen Bombenanschlag in Kabul getötet worden. Mit den beiden Autoanschlägen hatten die Taliban innerhalb von fünf Tagen fünf großangelegte Angriffe durchgeführt.
 

Taliban drohen den USA nach Abbruch von Gesprächen

Der Abbruch der USA-Taliban-Gespräche über Wege zu einem Frieden in Afghanistan schadet den Taliban zufolge vor allem der Regierung in Washington. Der Abbruch beschädige die Glaubwürdigkeit der USA und zeige der Welt, dass die USA gegen Frieden seien, hieß es in einer Mitteilung der radikalislamischen Taliban am Sonntag. Zudem werde er zu weiteren Verlusten von Menschenleben auf US-Seite führen.
 
 "Die Amerikaner werden mehr als alle anderen unter dem Abbruch der Gespräche leiden", drohten die Taliban. Sie hatten zuvor zugegeben, für einen Angriff in Kabul verantwortlich zu sein, bei dem ein US-Soldat und elf weitere Menschen getötet worden seien. Wegen des tödlichen Anschlags erklärte US-Präsident Donald Trump am Samstagabend (Ortszeit) überraschend, dass er die Verhandlungen mit den Taliban abgebrochen habe.
 
Trump schrieb auf Twitter, er habe zudem ursprünglich für Sonntag in Camp David geheime Treffen mit den Taliban und - getrennt davon - mit dem afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani abgesagt. Ob dies das endgültige Aus für die Verhandlungen ist, blieb zunächst unklar.
 
Ghani betonte nach der Absage Trumps, Frieden werde nur möglich, wenn sich die Taliban zu einer Feuerpause bereiterklärten. Er strebt bei dem Ende des Monats anstehenden Urnengang seine Wiederwahl an. Die Taliban wollen den Wahltermin aber durchkreuzen. Sie verlangen die Absage der Wahl als Voraussetzung für den Abschluss eines Friedensabkommens mit den Amerikanern. Ghani beharrt jedoch auf dem Termin.
 

Verhandlungen "bis auf weiteres tot"

Die Verhandlungen seien "bis auf weiteres tot", sagte US-Außenminister Mike Pompeo am Sonntagvormittag (Ortszeit) dem Fernsehsender Fox News. Die USA würden ihren Afghanistan-Sonderbeauftragten zurückbeordern, "um über die weiteren Schritte zu beraten". Sollten die Taliban "ihre Haltung ändern", könnten die Verhandlungen wieder aufgenommen werden, so Pompeo.
 
In jedem Fall werde die US-Regierung alles tun, um die Amerikaner und US-Interessen zu schützen, betonte Pompeo. Die USA würden auch nur dann Soldaten aus Afghanistan abziehen, wenn die Bedingungen dafür angemessen seien. Trump habe diesbezüglich noch keine Entscheidung getroffen.
 
In der Taliban-Erklärung hieß es weiter, man habe mit dem US-Verhandlungsteam ein Abkommen erzielt, mit dem auch die US-Seite zufrieden gewesen sei. Beide Seiten seien damit beschäftigt gewesen, sich auf die Unterzeichnung des Abkommens vorzubereiten. Innerafghanische Gespräche - zwischen den Taliban und Vertretern der Regierung in Kabul sowie der Zivilgesellschaft - hätten am 23. September beginnen sollen.
 
Die Taliban seien bereit, die Gespräche weiter zu führen. "Obwohl uns der Krieg aufgezwungen wird, ziehen wir die Option, ihn über Dialog zu lösen, dem Kampf vor", hieß es weiter.
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