Bei Galadinner

US-Präsident Obama scherzt über Putin

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Kabarettreif: So witzelte Obama im Weißen Haus über sich und andere.

Ukraine-Krise, Nahost-Pleite und schlechte Umfragewerte: Es sind schwere Zeiten für US-Präsident Barack Obama. Den Humor hat er trotzdem nicht verloren. Beim traditionellen Galadinner der beim Weißen Haus akkreditierten Korrespondenten am Samstagabend in Washington brillierte der Demokrat als Kabarettist, nahm nicht nur politische Gegner und Medien auf den Arm, sondern auch sich selbst.

Vom holprigen Start bei der Umsetzung seiner Gesundheitsreform, der ständigen Sonnenbräune des Top-Republikaners John Boehner bis hin zum Sender CNN, der sich in die Berichterstattung über die in Asien verschwundene Passagiermaschine festgebissen hat: Nichts war dem Präsidenten an diesem Abend sozusagen heilig.

Natürlich auch Wladimir Putin nicht. Der Kremlchef sei sozusagen der neue Liebling der Konservativen, witzelte Obama. Nicht nur, dass in Talkshows weiter über Putins bare Brust gesprochen werde - "was ich etwas eigenartig finde". Ein Konservativer habe im vergangenen Jahr gar gesagt, dass der russische Präsident direkt auf den Friedensnobelpreis zusteuere. "Ich weiß, das klingt verrückt", sagte Obama. "Aber um fair zu sein, sie geben ihn heutzutage praktisch an jeden aus." Etwa an ihn selbst - Obama ist Friedensnobelpreisträger.

"Glänzendes Jahr 2013"
Es war nicht das einzige Mal, dass sich der Präsident über sich selbst lustig machte. "Ich beginne solche Dinner meistens mit einigen Bemerkungen, die mich selbst herabsetzen", eröffnete Obama seine Rede vor rund 2600 Journalisten und geladenen Gästen. "Aber worüber könnte ich nach meinem glänzenden Jahr 2013 wirklich reden?" Nein, es sei wirklich ein raues Jahr gewesen, räumte der Demokrat dann ein. Zu einem Zeitpunkt seien die Dinge so schlecht gelaufen, dass sich die 47 Prozent, die ihn 2012 wiedergewählt hätten, bei seinem republikanischen Gegenkandidaten Mitt Romney entschuldigt hätten.

Der Präsident ist stets der Ehrengast beim alljährlichen Festbankett des Pressekorps, das als Washingtons glanzvollste Gala gilt. Ausgerichtet wird es von der White House Correspondents' Association (WHCA), die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen begeht. Kritiker beanstanden, dass sich die Veranstaltung im Laufe der Jahre zu einer Art Hollywood-Spektakel entwickelt hat - mit einem Großaufgebot an Promis aus der Unterhaltungsszene samt rauschenden Roben und rotem Teppich. Diesmal waren unter anderem Robert De Niro, Sofia Vergara, Lupita Nyong'o, Jessica Simpson, Patrick Stewart, Patrick Duffy und Julianna Margulies dabei.

Unbestrittener Star war aber Obama, der zunächst etwas müde wirkte, sich dann aber warmlief. So bekannte er etwa scherzend, dass seine derzeitige Umfrage-Flaute auch an seiner Tochter Sasha nicht vorbeigegangen sei. Sie habe kürzlich bei einem "Karriere-Tag" in ihrer Schule einen Sprecher benötigt, "und sie hat Bill Clinton eingeladen. Das hat mich geschmerzt." Aber der Präsident notierte auch Lichtblicke. So habe kürzlich beim Boston-Marathon erstmals seit 30 Jahren ein Amerikaner gewonnen, und das sei auch nur fair - denn schließlich sei seit sechs Jahren ein Kenianer Präsident der USA.

Obama mokierte sich damit über nicht verstummende Attacken aus rechter Ecke, die sich um seine Abstammung ranken. Obamas Vater war ein Kenianer. Der sehr konservative Sender Fox News werde ihn vor diesem Hintergrund vermissen, wenn er Anfang 2017 aus dem Amt scheide, meinte der Präsident mit Blick auf Hillary Clinton, der im Fall einer Präsidentschaftskandidatur 2016 gute Gewinnchancen eingeräumt werden. "Es wird ihnen schwerer fallen, die Leute davon zu überzeugen, dass Hillary in Kenia geboren wurde."




 

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