NATO bildet Krisenstab

US-Streitkräfte setzen Abzug aus dem Norden Syriens fort

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Bericht: NATO bildet wegen türkischer Militäroffensive einen Krisenstab.

Tall Abyad/Akcakale. Die US-Streitkräfte haben ihren Truppenabzug aus dem nordsyrischen Grenzgebiet zur Türkei fortgesetzt. Mehr als 70 gepanzerte Fahrzeuge mit US-Flaggen rollten am Sonntag durch die Stadt Tal Tamr, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachtete.
 
Der türkische Präsidentensprecher Ibrahim Kalin forderte von den USA, sie sollten ihren Einfluss auf die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) nutzen, um deren Abzug aus Nordsyrien zu erreichen. Nach Informationen der "Welt am Sonntag" bildete die Nato wegen der türkischen Offensive im Norden Syriens einen Krisenstab.
 
Die gepanzerten Fahrzeuge wurden bei ihrer Fahrt durch Tal Tamr von Hubschraubern eskortiert. Laut Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kam der Konvoi vom US-Truppenstützpunkt Sarrin in der Nähe der Grenzstadt Kobane im Westen und war unterwegs in Richtung Hassake. Sarrin sei bislang der größte US-Truppenstützpunkt im Norden Syriens gewesen, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.
 
Die US-Truppen hatten in den vergangenen Tagen bereits drei andere Truppenstützpunkte aufgegeben. Die US-Regierung hatte am 14. Oktober, fünf Tage nach dem Beginn einer türkischen Offensive gegen die YPG, den Rückzug von rund 1.000 US-Soldaten aus dieser Region angekündigt. Schon am 7. Oktober setzte der Abzug von US-Soldaten ein. Am vergangenen Donnerstag wurde eine Waffenruhe ausgerufen, die sich als brüchig erwies.
 

NATO bildet Krisenstab

 
Angesichts der türkischen Offensive habe die NATO einen Krisenstab gebildet, berichtete die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf NATO-Kreise. Die Task Force solle sich mit dem türkischen Militäreinsatz und seinen möglichen Folgen beschäftigen. Die Türkei habe sich bei einer Sitzung der 29 NATO-Botschafter bereit erklärt, die NATO-Partner laufend über Angriffe, Flüchtlingsbewegungen und Schäden in dem Kampfgebiet zu unterrichten. Außerdem habe Ankara klar gemacht, dass die Angriffe im Norden Syriens bis in die erste November-Hälfte hinein fortgeführt werden sollten.
 
Nach Informationen der "Welt am Sonntag" machten in der Sitzung des Nordatlantikrates vor allem Deutschland, Frankreich, Albanien, Island, Belgien und Luxemburg klar, dass Ankara von ihnen "keine Unterstützung" im Zusammenhang mit der Offensive in Nordsyrien erwarten könne. Daher könne die Türkei auch im Fall eines Gegenangriffs aus Syrien auf türkisches Gebiet und einer Anfrage an die NATO nicht mit Beistand nach Artikel 5 rechnen.
 
Der türkische Präsidentensprecher Kalin sagte, die USA sollten ihren Einfluss nutzen, damit die Kurden "ohne Zwischenfälle" abzögen. Präsident Recep Tayyip Erdogan habe die türkischen Truppen "angewiesen, auf ihrer Position zu bleiben und niemanden anzugreifen".
 
Ein Konvoi mit kurdischen Kämpfern und Verletzten verließ am Sonntag die syrische Stadt Ras al-Ain an der Grenze zur Türkei. Der Konvoi bestand nach dem Bericht eines AFP-Korrespondenten aus mehr als 50 Fahrzeugen, darunter Krankenwagen. Nach der Abfahrt des Konvois stand das Krankenhaus von Ras al-Ain in Flammen.
 
Ras al-Ain wurde zuletzt von türkischen Militäreinheiten und syrischen Hilfstruppen belagert. Die kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) hatten die türkische Regierung beschuldigt, den Abzug ihrer Kämpfer aus Ras al-Ain zu blockieren.
 
Laut der Beobachtungsstelle gab es am Wochenende eine Reihe türkischer Luft- und Mörserangriffe nahe Ras al-Ain, bei denen 14 Zivilisten getötet worden seien. Das türkische Verteidigungsministerium warf der YPG vor, binnen 36 Stunden 14 Angriffe verübt zu haben.
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