Erste Resultate

Unser Wasser kommt nicht von Tschuri

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Experten erhoffen sich Hinweise auf die Entstehung des Lebens.

Eines der ersten wissenschaftlichen Resultate der europäischen Mission " Rosetta " dürfte die Debatte um die Herkunft des Wassers auf der Erde neu anheizen. Wie Untersuchungen von "Rosettas" Zielkomet "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" zeigen, stammt das irdische Wasser nicht von Himmelskörpern wie "Tschuri", berichten Wissenschafter der Universität Bern im Fachjournal "Science".

Seit der Annäherung der Raumsonde "Rosetta" an den Kometen Anfang August analysiert das von Schweizer Forschern entwickelte Instrument "Rosina" die abgegebenen Gase mit zwei Massenspektrometern. Eines der ersten Ergebnisse des Geräts war, dass der Komet nach Stall, faulen Eiern, Formaldehyd und Bittermandel riecht.

Ausdünstungen besonders interessant

Für das Wasser in " Tschuris " Ausdünstungen interessieren sich die Forschenden besonders. Denn Experten sind sich einig, dass kleine Himmelskörper wie Asteroiden oder Kometen das Wasser auf die Erde gebracht haben müssen. Die nun veröffentlichten Resultate belegen aber: Von so weit entfernten Kometen wie "Tschuri" kann es nicht stammen.

Der Schlüssel zur Herkunft des Wassers sind verschieden schwere Wasserstoff-Atome, sogenannte Isotope. Die meisten Wassermoleküle enthalten eine leichte Variante von Wasserstoff, andere eine schwere, Deuterium genannt. Ihr Verhältnis ist je nach Herkunft des Wassers unterschiedlich.

Im Wasser in "Tschuris" Hülle ist dieses Verhältnis dreimal größer als auf der Erde, wie die "Rosina"-Messungen zeigen. Damit scheiden solche Kometen als Quelle für das irdische Wasser aus. "Für die Erde heißt das, dass das Wasser vermutlich von Asteroiden kommt", erklärte "Rosina"-Projektleiterin Kathrin Altwegg von der Universität Bern.

Genugtuung

Der Forscherin ist eine gewisse Genugtuung anzumerken: Schon vor über 30 Jahren stellten sie und ihr Vorgänger in Bern, Hans Balsiger, bei Messungen des Halley-Kometen fest, dass dessen Verhältnis von Deuterium zu Wasserstoff deutlich über dem der Erde lag. Die Kometen-Theorie für das Wasser auf der Erde verlor an Anhängern. Einige Forscher holten sie aber wieder aus der Mottenkiste, als im Jahr 2011 Messungen des Kometen 103P/Hartley2 ein der Erde sehr ähnliches Verhältnis von schwerem zu leichtem Wasserstoff aufzeigten.

Nach den neuen Erkenntnissen ist es wahrscheinlicher, dass das Wasser auf unserem Planeten von Asteroiden stammt, die näher an der Erdumlaufbahn sind. Ein anderer Teil des Wassers könnte aus den Anfängen der Erde selbst stammen, gespeichert als Kristallwasser in Mineralien und auch an den Polen.

Widerspruch
Die Messergebnisse würden aber auch der Idee widersprechen, dass alle Kometen der Jupiter-Familie - zu denen "Tschuri" zählt - Wasser enthalten, das demjenigen der irdischen Ozeane entspricht. "Diese Himmelskörper wurden möglicherweise über ausgedehntere Regionen gebildet als ursprünglich angenommen, was zu verschiedenen Isotopenverhältnisse im Wasser führte", so Altwegg.

Die "Rosetta"-Sonde hat bereits rund 6,5 Milliarden Kilometer im All zurückgelegt. Sie wird den Kometen "Tschuri" mindestens bis August 2015 begleiten, wenn er seine sonnennächste Position erreicht.

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