Aras Bacho

Wenn wir Flüchtlinge uns integrieren, werden wir abgeschoben

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Der syrische Flüchtling schreibt über die Probleme der Flüchtlinge.

In Deutschland haben wir Flüchtlinge mit vielem zu kämpfen. Und zwar mit echt Großem - nicht Geld, nicht Wohnraum, nein, es geht um unsere Integration.

Zu uns wird öfters von links und rechts gesagt: "Ihr solltet beginnen euch zu integrieren, hier anzupassen." Nicht nur rechts und links, sondern auch der deutsche Staat fordert uns auf, uns zu integrieren.

Die meisten von uns Flüchtlingen befolgen die Anweisungen für einen guten Start in Deutschland oder auch um einen guten Aufenthaltstitel zu bekommen. Monate und Jahre lang lernen die Flüchtlinge für ihre Zukunft und beherrschen die deutsche Sprache irgendwann ausgezeichnet.

Das größte Problem kommt jetzt: Die meisten werden trotz der langen Integration abgeschoben. Von wegen herrscht in unseren Ländern der Frieden. In unseren Ländern herrscht immer noch der endlose Krieg, und was macht der Staat?

Schiebt Flüchtlinge ab und teilt der Presse mit: "Dort herrsche Frieden und man müsse sich nicht um sie sorgen." Wir hatten ja das Problem mit den Afghanen: Deutschland hat sie trotz des Kriegs abgeschoben - und nachdem viele um ihre Mitschüler gekämpft haben, wurde dem Staat klar, dass dort die Hölle herrscht.

Es geht auch gerade nicht um die Schüler, die sich integriert haben, sondern um diejenigen, die eine Ausbildung angefangen haben - die wurden nämlich auch abgeschoben oder stehen kurz davor, abgeschoben zu werden.

Die meisten Menschen greifen zu einer Online-Petition, um die Abschiebung zu verhindern oder auf sich aufmerksam zu machen. Ich frage mich: Werden sie abgeschoben wegen des Wohls des Staats oder weil sie in Gedanken den Frieden haben?

Die meisten wollen, dass wir abgeschoben werden. Seht selbst im Internet nach, was so viele AfDler und andere schreiben. Die schreiben uns vor, dass in Syrien der Frieden herrscht und wir zurückgehen müssen, um unser Land aufzubauen. Ich weiß nicht, welche Probleme diese Menschen haben?

Sie sitzen nur zu Hause, fahren ihre PCs oder Smartphone hoch und schreiben ohne ein schlechtes Gewissen ihre Meinung im Internet auf. Ich nenne sie Wutbürger. Welche Sorgen haben sie denn?

Keine. Das sind keine Sorgen, wenn Asylheime in Brand gesteckt oder Asylanten geschlagen werden. Wenn das die Sorgen sind, dann ist diesen Menschen nicht mehr zu helfen. Das Einzige, was wir machen, ist, uns zu integrieren und anzupassen, und die lassen das nicht zu.

Abschiebung ist keine Lösung. Die meisten werden politisch oder religiös verfolgt. Wenn das der deutsche Staat will, dann werden wir alle da draußen wegen Hunger und Verfolgung sterben. Wir wollen Leben und das Leben genießen wie jeder andere auch. Wir möchten endlich eingreifen und den Krieg stoppen.

In ganz Europa außer Deutschland werden Flüchtlinge wie Tiere behandelt. Wir sollten die Abschiebungen verhindern. Traurigkeit fängt an, wenn der Staat integrierte Flüchtlinge abschiebt und dennoch behauptet, dort herrscht der Frieden. Ich weiß, dass Flüchtlinge kostenlose Anwälte zur Verfügung bekommen und das ist auch gut so.

Nur die kostenlosen Anwälte können ein bisschen daran arbeiten. Wir dagegen können nur Online-Petitionen erstellen und das wirkt auch manchmal. Nur man muss viele Tausende Menschen erreichen, dann bewirkt es etwas. In vielen Fällen müssen die Familien damit rechnen, dass ein Familienmitglied abgeschoben wird, und die müssen mitansehen, wie der Beamte die Person aus der Wohnung schleppt, als wäre er oder sie ein Verbrecher.

Das sind unsere derzeitige Ängste. Wir fragen uns auch, warum mit denjenigen nichts gemacht wird, die hier nur Blödsinn anstellen und den Staat und seine Beamten angreifen. Hat etwa der Staat Angst vor ihnen?

Und nur die Integrierten und Selbstständigen werden abgeschoben und schlecht behandelt.

Vielen ist nicht klar, dass wir Menschen sind und auch Gefühle in uns haben. Die meinen, wir haben keinen Verstand. Deren einzigen Sorgen sind Steuergelder, Hartz4, die Miete, Rente und Arbeitsplätze. Wir haben ihnen einfach alles weggenommen. Aber klar. Wir sagen denen, die nur Lügen verbreiten und uns hassen: Wir und unsere Gefühle sind stärker als eure und wie hassen Menschen nicht. Wir wollen nur friedlich leben.

Wir hoffen, dass der deutsche Staat bald eingreift und dazu steht. Flüchtlingen in Not hilft und viele Tausende aufnimmt. In diesem Land haben alle die gleichen Rechte und Pflichten und wir wollen nicht, dass ihr unser Leben zur Hölle macht. Wenn ihr im Leben nicht glücklich seid, ist das nicht unser Problem.

Unsere Sorgen sind viel schlimmer als eure. Ihr habt keinen Krieg miterlebt oder gesehen, wie jemand, den ihr kennt, vor euren Augen stirbt - sogar auf brutalste Art. Ihr werdet uns nicht verstehen.

Im Kopf habt ihr nur unsere Rückkehr und Geld. Als ob euch das glücklich macht. Wir haben uns integriert und es ist eure Zeit, dies zu tun. Ihr solltet dafür bereit sein. Wir sind für alle bereit.

Wir tun alles für Deutschland und am Ende werden wir abgeschoben. Eure Blicke auf der Straße sind schlimmer als eine Schusswaffe. Wir müssen damit leben. Wir würden gern wissen, was ihr über uns denkt und über uns redet.

Ihr hasst uns und wollt nie mit uns zu tun haben. Außerdem wollt ihr uns einfach anzeigen und vertreiben. Euch interessiert nicht, welche Ängste wir haben oder dass wir ein friedliches Zusammenleben wollen.

Ihr sagt, wir sind Vergewaltiger und Schläger. Klar. Solange ihr euch nicht ändert, wird sich nichts ändern. Wir werden um unsere Zukunft kämpfen, egal, was ihr uns über uns denkt. Nichts kann uns stoppen. Wir werden uns weiter integrieren.

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