Zensur im Iran

Zeitung wegen "Je suis Charlie" verboten

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Titelblatt von "Mardom-e-Emrooz" provozierte Konservative Abgeordnete.

Im Iran ist die reformistische Tageszeitung "Mardom-e-Emrooz" verboten worden, die am Dienstag mit dem Slogan "Ich bin Charlie" auf dem Titelblatt erschienen war. Die Nachrichtenagentur Irna berichtete am Samstag über eine entsprechende Justiz-Entscheidung. Konservative Kreise in Teheran hatten die Zeitung, die als Sprachrohr der Reformer um Präsident Hassan Rohani gilt, zuvor massiv kritisiert.

Die Zeitung hatte auf ihrem Cover ein ganzseitiges Foto des US-Schauspielers George Clooney mit einem "Je suis Charlie"-Pin am Revers abgedruckt. Die Schlagzeile lautete: "Clooney: Auch ich bin Charlie."

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© Twitter

Diese Titelseite führte zum Verbot von "Mardom-e-Emrooz".

Der konservative Abgeordnete Zohreh Tabibzadeh rief die Regierung Rohani daraufhin auf, gegen "Mardom-e-Emrooz" ("Das Volk von heute") durchzugreifen. Wie das Internetportal "Al Monitor" am Samstag berichtet, drohte er dem iranischen Kulturminister mit einem Misstrauensantrag. Ein anderer Abgeordneter gab an, bereits 70 Unterschriften von Mandataren gegen die Zeitung gesammelt zu haben. Das reformorientierte Blatt war erst Ende Dezember auf den Markt gekommen, nachdem mehrere Reformzeitungen verboten worden waren.

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© Screenshot

Auch die Website der Zeitung wurde abgeschalten.

Der Chefredakteur der Zeitung, Mohammad Ghouchani, verteidigte sich gegenüber der Nachrichtenagentur Fars, dass die Titelseite vor Bekanntwerden der jüngsten Mohammed-Karikatur durch "Charlie Hebdo" gestaltet worden sei. Die französische Satirezeitschrift war am Mittwoch mit einem weinenden bärtigen Turbanträger, der ein Schild mit den Worten "Ich bin Charlie" hält, am Cover erschienen. Von Muslimen wurde dies als Beleidigung ihrer Religion aufgefasst.

Am 7. Jänner hatten zwei islamistische Terroristen bei einem Anschlag auf die Redaktion der religionskritischen Pariser Zeitschrift zwölf Menschen erschossen. Zahlreiche Menschen solidarisierten sich daraufhin unter dem Motto "Ich bin Charlie" mit der angegriffenen Satirezeitschrift.

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