Pakistan

Zunehmende Gewalt vor Parlamentswahl

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Der Sohn von Ex-Regierungschef Yousuf Raza Gilani wurde entführt. Am Vortag kamen zwei Menschen bei einem Selbstmordanschlag ums Leben.

Pakistan wird vor der Parlamentswahl am Samstag zunehmend von Gewalt erschüttert. Bewaffnete Männer entführten am Donnerstag den Sohn von Ex-Regierungschef Yousuf Raza Gilani, am Vortag wurden bei einem Selbstmordanschlag zwei Menschen getötet und mehr als 20 verletzt. Überschattet wird der Wahlkampf zudem von einem Unfall des Spitzenpolitikers Imran Khan, der wegen der Schwere seiner Verletzungen am Urnengang nicht teilnehmen kann.

Der Sohn des Ex-Premiers, Ali Haider Gilani, wurde nach Angaben eines Polizeisprechers in einem Vorort der Stadt Multan in der Provinz Punjab entführt. Die Täter seien auf Motorrädern und mit einem Auto vorgefahren. "Sie eröffneten das Feuer und entführten Yousuf Raza Gilanis Sohn Ali Haider in einem schwarzen Honda."

Die Familie Gilani ist eine der einflussreichsten in Multan und in der derzeit herrschenden Pakistan People's Party (PPP). Ali Haider kandidiert am Samstag für einen Sitz im Provinzparlament, zwei seiner Brüder wollen in die Nationalversammlung. Stärkster Gegner der PPP von Präsident Asif Ali Zardari ist die Pakistan Muslim League (PML-N) des zweimaligen Regierungschefs Nawaz Sharif. Ihm wird in Umfragen der Sieg vorausgesagt.

Ebenfalls am Donnerstag wurde in der Provinz Baluchistan im Südwesten des Landes das Feuer auf einen Kandidaten der PML-N eröffnet. Dabei wurde einer seiner Anhänger getötet, zwei weitere wurden verletzt. Am Mittwoch wurden im Nordwesten des Landes bei einem Anschlag in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, einer der Hochburgen der radikalislamischen Taliban, zwei Menschen getötet und 23 weitere verletzt. Der Täter griff mit einem Auto das stark gesicherte Gebäude von hinten an und verwendete 500 Kilogramm Sprengstoff. Sieben Häuser und Teile der Polizeistation stürzten durch die Wucht der Explosion ein.

Nach AFP-Berechnungen wurden durch verschiedene Gewalttaten seit Mitte April mehr als hundert Menschen in Pakistan getötet, zu den meisten Taten bekannten sich die Taliban. Die radikalislamischen Kämpfer hatten die Wahlen als unislamisch verurteilt. Am Donnerstag drohten sie Selbstmordanschläge auch am Wahltag an. Taliban-Führer Hakimullah Mehsud habe die Anschläge persönlich befohlen, sagte ein Kommandeur der Extremisten der Nachrichtenagentur AFP. Mehrere Attentäter seien entsandt worden, um die Anschläge zu verüben. "Du kümmerst Dich um Anschläge in Punjab und Sindh, ich übernehme Khyber Pakhtunkhwa und Baluchistan", hieß es in einem Brief, der offenbar von Mehsud an Taliban-Sprecher Ehsanullah Ehsan adressiert war.

Die Parlamentswahl gilt als Meilenstein für die Demokratie in Pakistan, das über lange Zeit unter Militärherrschaft stand. Nicht an der Abstimmung teilnehmen wird nach Angaben seiner Ärzte der Spitzenkandidat der Partei Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI), Imran Khan. Der ehemalige Cricketstar war am Dienstag von einem Aufzug gefallen, der ihn auf eine Wahlkampfbühne bringen sollte. Wegen der Schwere der Verletzungen - unter anderem mehrere Brüche - müsse Khan im Krankenhaus bleiben und könne seine Stimme nicht abgeben, sagte ein Krankenhaussprecher. Eine Wahlteilnahme sei "unmöglich".

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