Gingrichs Milliardär

So ruinieren Mega-Reiche die US-Politik

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Der Top-Spender von Rechtsaußen Newt Gingrich sorgt für Diskussionen.

Kaum eine Story illustriert das Desaster einer immer dreister "gekauften Politik" durch Corporations, Lobbyisten und Superreiche wie der Top-Spender von Rechtsaußen Newt Gingrich: Las Vegas-Milliardär Sheldon Adelson (78). Der Casino-König, zu dessen Imperium der Gondel-Kitsch des Hotels "The Venetian" gehört, ist laut "Forbes" mit einem Vermögen von $21,5 Mrd. der achtwohlhabendste Amerikaner, er selbst nennt sich gerne "reichster Jude der Welt".

Adelson ist - besonders auch nach seiner Heirat zu der in Israel aufgewachsenen, zweiten Frau Miriam in 1991 - glühender Zionist, er lehnt einen Palästinenserstaat strikt ab. Offenbar gefällt ihm der besonders kompromisslose Rechtsaußen-Nahostkurs von Ex-Spekaer Gingrich am besten. Deshalb hält er seine Kampgane fast im Alleingang am Leben. Gingrich war nach Romneys Sieg in New Hampshire praktisch erledigt. Er kam nur auf 10 %, hatte kein Geld und kaum einen Stab für weitere Vorwahlschlachten. Dann pumpte plötzlich Adelson $5 Mio. in ein Gingrich nahestehendes, politisches Aktionskomitee ("Super PAC"), das Gingrichs eine brutale TV-Schlammschlacht gegen Romney ermöglichte - und ihm in South Carolina gar den Triumph brachte.

Adelson, ein ehemaliger Taxifahrer aus Boston, legte nochmals $5 Mio. ein. Offenbar doch zu wenig, um Gingrich auch im Riesenstaat Florida aufs Siegerpodest zu hieven. Doch genug, um seine immer hysterischereren Attacken gegen Romney und das Republikaner-Establishment fortzuführen. Was sich Adelson genau von seinem "Investment" erwartet, ist unklar: Dass Gingrich jedoch plötzlich die Palästinenser als "erfundenes Volk" bezeichnete, muss dem Israel-Lobbyisten recht gut gefallen haben.

Doch der Fall Adelson ist auch exemplarisch für die skandalöse Entscheidung des Supreme Court in 2009, wonach Firmen und Reiche ohne Grenzen und wenig Transparenz Cash in die Super PACs pumpen können. Das zerstörerische Potential wird bei den Republikaner-Vorwahlen erstmals offensichtlich: Die Schlammschlacht eskalierte wegen der Extramillionen so dramatisch, dass selbst rechte, ehemalige Befürworter das Supreme-Urteil längst als Fluch erachten – darunter die Kandidaten selbst.

Und vor allem für die Republikaner könnten die unliniierten Spender-Millionen zum Eigentor werden: Eine einzige Person, Adelsons, ermöglicht Gingrich, seinen Vernichtungsfeldzug gegen Romney auf Monate fortzuführen. Gewinnen dürfte er dadurch nicht, doch der ständige Rufmord an Romney senkt dessen Chancen später gegen Obama - und jene der Republikaner, das White House zurückzuerobern.

Obama kann sich vorerst also freuen, doch nicht lange. Denn die Super PACs werden auch die Schlacht ums Oval Office auf den Kopf stellen: Das von Ex-Bush-Strategen Karl Rowe gegründete Aktionskomitee "American Crossroads" will mit bis zu $300 Mio. (!) Obama mit ekligen TV-Spots anschütten. Unkontrollierte Geldströme haben die US-Politik schon bisher ruiniert - jetzt werden Politiker noch mehr zu Hampelmännern von "Corporate America" und Milliardären.

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