USA

Zug-Crash in Bronx: Lokführer machte Nickerchen

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MTA wehrte sich gegen Brems-Elektronik

Es war zeitig in der Früh, sicher. Kurz vor 6 Uhr  hatte der Metro-North-Zug den Ort Poughkeepsie nördlich von New York verlassen, um 7:20 Uhr rollte die Lok und sieben Waggons zügig südwärts entlang des Hudson-Flusses. Wenig später lagen vier  entgleist und wie wild durcheinander gewirbelt neben den Gleisen an einer steilen Böschung. Ein Waggon wäre fast in den Harlem River gerutscht, der Manhattan von der Bronx trennt und an dieser Stelle in den Hudson mündet.

Mit vier Toten und 63 Verletzen wurde der Crash vom Sonntag zu einem der schlimmstem Zugunfälle seit Jahren in den USA. Und die enthüllten Details schockieren immer mehr: Der geborgene Fahrtschreiber zeigte, dass der Zug mit 131 km/h auf die scharfe Linkskurve zuraste, wo ein Tempolimit von 48 km/h gilt. Angesichts der klapprigen Garnituren aus den Siebzigern wunderten sich viele, wie der Zug jemals so ein Tempo erreichte.

Jetzt sickerte durch, dass Lokführer William Rockefeller Jr. wohl eingenickt war. Das gab er gegenüber Ermittlern unterdessen zu. Der Zug hatte beschleunigt statt abzubremsen, die Garnitur bereits vor der Kurve das Tempolimit um 19 km/h überschritten. Das Schrillen einer Warn-Klingel weckte ihn: Der Zug war zu schnell. Rockefeller riss am Bremshebel. Doch es war längst zu spät. Gleich nach dem Crash hatte sich der Mann am Steuer des Nahverkehrszuges noch auf ein Bremsversagen ausgeredet.

In der gewohnt schrillen CNN-Berichterstattung fragte Anchor Wolf Blitzer einen Experten aufgeregt, ob nicht Sitzgurte in Zügen vorgeschrieben gehörten. Die Frage illustriert natürlich eher, dass der gute Wolf nicht oft mit dem Zug fährt...

Die Gründe für den tragischen Unfall sind eher im leichtsinnigen Billigbetrieb des Nahverkehrsnetzes zu suchen: Der US-Kongress hatte bereits vor Jahren angeordnet, dass Züge mit dem Sicherheitssystem "Positive Train Control" (PTC) ausgerüstet werden sollen. Die Elektronik überwacht dabei mittels GPS-Daten die Position von Zügen und bremst die Garnituren bei Tempoüberschreitungen automatisch ab. In Zeiten selbstfahrender Google-Autos wirkt eine solche Ausrüstung eigentlich als Selbstverständlichkeit. Auch Jumbos haben längst Systeme an Bord, die Kollisionen verhindern.

Doch die Transportbehörde im Großraum New York, MTA, die auch das jämmerliche Subway-System der Metropole betreibt, widersetzt sich seit Jahren den Kongress-Regeln. Erst im Vormonat wurden $400 Mio. zur Installierung genehmigt. Immer noch kämpft die Behörde um einen Aufschub bis 2015.

Bis dahin hat vielleicht CNNs Blitzer gar nicht so unrecht mit seinen Sicherheitsgurten...

Mehr von unserem US-Korrespondenten Herbert Bauernebel finden Sie hier auf AmerikaReport.com

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