Frankreichs Grünen droht Debakel

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Die Grünen-Kandidatin, eine gebürtige Norwegerin, sorgt mit kuriosen Ideen für Aufruhr.

Sie ist mit Sicherheit die ungewöhnlichste Kandidatin bei diesen Präsidentschaftswahlen: Eva Joly, 1943 als Gro Eva Farseth in Oslo geboren und einst Dritte im Bewerb um die Miss Norwegen, geht sie mit 18 als Au-Pair-Mädchen nach Frankreich – und bleibt. Nach diversen Gelegenheitsjobs und ihrer Hochzeit mit dem Medizinstudenten Pascal Joly schlägt sie im Jahr 1981 die Richterlaufbahn ein – aus einem eher banalen Grund, wie sie später gestehen sollte: Bei der Aufnahmsprüfung für die Richterhochschule war keine Landeskunde gefragt.

Seit 2009 im Europaparlament
In den 1990ern machte sich Joly als Untersuchungsrichterin in einigen spektakulären Fällen von Wirtschaftskriminalität, die nicht selten in Politaffären mündeten, einen Namen. Nach einem kurzen politischen Ausflug in die Zentrumspartei MR von François Bayrou und einer zwischenzeitlichen Rückkehr nach Norwegen sitzt Joly seit 2009 für die französischen Grünen im Europaparlament.

Vorwahlen
Bei parteiinternen Vorwahlen der Grünen setzte sich die norwegisch-französische Doppelstaatsbürgerin als Präsidentschaftskandidatin gegen den Abenteurer und Filmemacher Nicolas Hulot durch. Mit ihrem Wahlprogramm rüttelt sie teilweise an den Grundfesten der französischen Nation: Joly will etwa die traditionelle Militärparade zum Nationalfeiertag, die jedes Jahr am 14. Juli Hunderttausende auf die Pariser Champs Elysées lockt, durch ein Bürgerdéfilé ersetzten. Außerdem sprach sie sich für eine Aufgabe des Vetorechtes und des französischen Sitzes im UNO-Sicherheitsrat zugunsten eines gemeinsamen EU-Vertreters aus.

Feiertage für Juden und Moslems
Innenpolitisch sorgte sie mit dem Vorschlag, landesweite Feiertage für Juden und Moslems einzurichten, für Aufsehen und zog damit sich den Zorn der rechtsextremen Nationalen Front von Marine Le Pen zu.

Im Dezember des Vorjahres machte Jolys Streit mit dem Schriftsteller Patrick Besson Schlagzeilen: Dieser hatte sich über den norwegischen Akzent in ihrem Französisch lustig gemacht, was Joly als „rassistische Attacke“ scharf verurteilte.

Wahldebakel droht
In den Umfragen liegt Joly zurzeit weit abgeschlagen bei nur rund zwei Prozent. Das drohende Wahldebakel sorgt inzwischen für erhebliche Spannungen innerhalb der französischen Grünen.

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