Hollande: In Umfragen vor Sarkozy

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Der 57-Jährige bezeichnet sich als "normal". Das möchte er auch als Präsident sein..

Im Gegensatz zu Frankreichs quirligem Staatschef Nicolas Sarkozy tritt François Hollande stets nüchtern und zurückhaltend auf und hat keine Allüren. Das bringt ihm mitunter den spöttischen Vergleich mit einem biederen Beamten ein. Er selbst bezeichnet sich einfach als „normal“ und das will François Hollande auch als Präsident bleiben, sollte er die Wahl im Mai gewinnen. Begeisterung hat der Sozialist durch sein Auftreten und sein Programm bei den Wählern bisher nicht ausgelöst. Dennoch stehen die Chancen für den 57-Jährigen nicht schlecht, denn viele Franzosen haben genug von der Hyperaktivität des Amtsinhabers Sarkozy.

Der lange als blasser Regionalpolitiker verhöhnte Hollande schafft es seit dem vergangenen Jahr laufend, Sarkozy in den Umfragen abzuhängen. Trotz zuletzt leichter Verluste käme der Abgeordnete und Regionalrat aus dem Département Corrèze im südwestlichen Landesinneren derzeit in der Stichwahl auf rund 54 Prozent vor Sarkozy mit etwa 46 Prozent.

Strauss-Kahn einstiger Hoffnungsträger der Sozialisten
Dabei hätte noch vor einem Jahr niemand auf Hollande gesetzt, denn lange galt sein schillernder Parteifreund Dominique Strauss-Kahn als der große Hoffnungsträger der französischen Sozialisten. Nachdem sich der Ex-IWF-Chef durch seine Sex-Affären aber selbst aus dem Rennen genommen hatte, setzte sich der dem gemäßigten Lager zugerechnete Hollande bei den Vorwahlen der Sozialisten im Herbst klar als Präsidentschaftskandidat durch.

Mit einer fulminanten Rede im Jänner und seinem 60-Punkte-Programm für Arbeit, Bildung und Jugend sowie seiner Reichensteuer von 75 Prozent schaffte es Hollande im Wahlkampf bisher, die Balance zwischen Seriosität und dem von ihm versprochenen „Wandel“ zu halten.

Seine politischen Gegner werfen ihm vor, ihm fehle Regierungserfahrung und internationales Profil. Tatsächlich hatte Hollande, der elf Jahre lang die Sozialisten als Parteichef führte, noch nie ein Regierungsamt. Doch demotivieren lässt sich der Sozialist dadurch nicht: Er werde nicht auf „billige Polemiken und offene Angriffe“ einschwenken, versichert er - und hält an seinem sachlichen Kurs fest. In der Öffentlichkeit verkneift er sich neuerdings sogar meistens seinen bissigen Humor.

Elite-Ausbildung
Hollandes harmloses Auftreten täuschte lange darüber hinweg, was in ihm steckt. Dabei absolvierte der Sohn eines Arztes, der am 12. August 1954 im nordfranzösischen Rouen geboren wurde, gleich drei Eliteunis: Die Elite-Politikwissenschaftsfakultät Sciences Po, die Handelsschule HEC und die Verwaltungshochschule ENA. Schon als 20-Jähriger arbeitete er im Wahlkampfteam von François Mitterrand mit, der ihn zusammen mit seiner damaligen Lebengefährtin Ségolène Royal nach seinem Wahlsieg 1981 in sein Team holte.

Hollande stand lange im Schatten der eloquenten Royal, mit der er vier Kinder hat. Die beiden trennten sich, nachdem Royal 2007 bei der Präsidentschaftswahl gegen Sarkozy verloren hatte. Hollande hatte aber zuvor schon ein neue große Liebe, die „Frau seines Lebens“, gefunden: Die 47-jährige Politik-Journalistin Valérie Trierweiler, der nachgesagt wird, sie habe ihm ein kantigeres Profil verpasst. Außerdem nahm Hollande nach dem Wechsel der Partnerin mehr als zehn Kilo ab und legte sich eine neue Brille zu.

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