Atom-Katastrophe

Japan: Rinder und Grundwasser verstrahlt

Teilen

Das Grundwasser auf dem AKW-Gelände von Fukushima ist verseucht.

Die Hiobsbotschaften aus dem japanischen Katastrophengebiet reißen nicht ab. In Rindfleisch aus der Region des havarierten Atomkraftwerks Fukushima fanden Wissenschafter Spuren von hochradioaktivem Cäsium, wie der AKW-Betreiber Tokyo Electric Power (Tepco) am Donnerstag mitteilte. Die Strahlenbelastung des Rindfleischs sei ungewöhnlich hoch gewesen. Während das krebserregende Jod 131 nach relativ kurzer Zeit zerfällt, bleiben Cäsium-Verbindungen langfristig gefährlich.

Grundwasser verstrahlt
Das Grundwasser auf dem AKW-Gelände ist mittlerweile ebenfalls radioaktiv belastet. So seien erhöhte Strahlenwerte im Grundwasser nahe eines Turbinengebäudes von Reaktor 1 gemessen worden, teilte Tepco weiter mit. Auch in einem Tunnel außerhalb des Turbinengebäudes von Reaktor 2 sei radioaktiv belastetes Wasser gefunden worden. Die Grenzwerte seien hier um mehr als das 10.000-fache überschritten worden. Die Funde dürften die Eindämmungsarbeiten weiter erschweren.

Strahlenexperten befürchten seit längerem, dass in den Reaktoren der havarierten Atomanlage eine Kernschmelze im Gang ist. Dabei wird nicht ausgeschlossen, dass sich die überhitzten Brennstäbe durch den Boden des Reaktorsicherheitsbehälters fressen. In diesem Fall würde im großen Maße Radioaktivität in die Umwelt gelangen.

Regierung lehnt Ausweitung der Evakuierungszone ab
Trotz eindringlicher Appelle lehnt Japans Regierung eine Ausweitung der Evakuierungszone um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima ab. Dazu bestehe im Moment keine Notwendigkeit, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Donnerstag. Die Lage werde von Tag zu Tag neu bewertet. Die Radioaktivität im Meerwasser stieg erneut auf einen Rekordwert. Der Nordosten des Landes wurde am Donnerstag erneut von einem heftigen Nachbeben der Stärke 6,0 auf der Richter-Skala erschüttert.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte eine Ausweitung der Sperrzone auf 40 Kilometer um das Kraftwerksgelände von Fukushima, um die Bevölkerung vor Strahlen zu schützen. Nach der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) empfahl auch die japanische Nuklearaufsicht der Regierung, eine Ausweitung der Evakuierungszone zu erwägen. Um das AKW gilt bisher eine Sperrzone von 20 Kilometern, wovon mehr als 70.000 Menschen betroffen sind. In einem Umkreis von weiteren zehn Kilometern wird den Einwohnern empfohlen, das Gebiet freiwillig zu verlassen oder sich zumindest nicht im Freien aufzuhalten. Nach IAEA-Angaben wurden aber auch in einem Dorf 40 Kilometer von Fukushima entfernt hohe Strahlungswerte gemessen.

Im Meer vor dem AKW stieg die Konzentration von radioaktiven Jod-Partikeln weiter und lag 4385-fach über dem Grenzwert. Die hohen Werte könnten bedeuten, dass ständig Radioaktivität aus dem Reaktor entweiche, warnte die japanische Atombehörde. Es sei jedoch unklar, wo sich das Leck befinde.




 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.