Anwar Ibrahim

Malaysia: Oppositionsführer freigesprochen

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Gericht sieht nicht genügend Beweise für angebliche Homosexualität.

Ein malaysischer Richter hat den wegen Homosexualität angeklagten Oppositionsführer Anwar Ibrahim freigesprochen. Es gebe nicht genügend Beweise, um die Anschuldigungen von Anwars früherem Mitarbeiter Saiful Bukhari Azian zu stützen, sagte Richter Mohamad Zabidin am Montag in Kuala Lumpur. Er brauchte nur drei Minuten für die Urteilsverkündung. Bei einem Schuldspruch hätten Anwar 20 Jahre Haft gedroht. Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind in dem mehrheitlich muslimischen Land verboten.

Der Freispruch überraschte viele Beobachter. Vor dem Gebäude hatten sich tausende Anhänger des populären Politikers versammelt. Die Polizei hat Straßensperren aufgebaut, weil sie bei einem Schuldspruch Unruhen befürchtete. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty sprach von einem Schauprozess.

Der 64-Jährige hatte stets seine Unschuld beteuert und der Regierungskoalition einen Komplott vorgeworfen, um seine politische Karriere zu beenden. Auch Menschenrechtler kritisierten das Verfahren als Schauprozess. Die Anklage erfolgte 2008 wenige Wochen nach einem beispiellosen Wahlerfolg Anwars. Er verhinderte die sonst übliche Zweidrittelmehrheit der Koalition.

Der Politiker war ursprünglich selbst Mitglied der Koalition und stellvertretender Regierungschef. Als er bei seinem Chef Mahathir Mohammed 1998 in Ungnade fiel, wurde er schon einmal wegen Homosexualität und Korruption angeklagt. Das Urteil wegen Homosexualität wurde später aufgehoben. Er verbrachte sechs Jahre im Gefängnis. Anwar ist mit der Ärztin und Oppositionspolitikerin Wan Azizah Wan Ismail verheiratet und hat fünf Kinder.

Die Koalition United Malays National Organisation (UNMO) und ihr Vorgänger sind seit der Unabhängigkeit 1957 im Amt. Sie erhält ein System mit Privilegien für ethnische Malaien und indigene Völker, die etwa 61 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Für die Nachfahren der teils vor mehr als 100 Jahren eingewanderten Chinesen (24 Prozent) und Inder (7 Prozent) gibt es unter anderem weniger Studienplätze, Regierungsaufträge und Investmentmöglichkeiten.

Anwar kritisiert das. "Wir wollen eine Wirtschaftspolitik, die nicht nur das Wachstum fördert, sondern der Bevölkerung auch Gerechtigkeit und Gleichbehandlung bringt", sagte er.

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