Afghanistan

War US-Amokschütze betrunken?

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Anwalt wies Bericht zurück: Soldat war von Explosion traumatisiert. 

Einem Zeitungsbericht zufolge stand der US-Soldat, der am Sonntag in Afghanistan 16 Zivilisten getötet haben soll, unter Stress und Alkoholeinfluss. Wie die "New York Times" am Donnerstag (Ortszeit) unter Berufung auf einen US-Vertreter berichtete, hatte der mutmaßliche Amokschütze zur Tatzeit Alkohol im Blut. Zudem habe er bei seinem vierten Kampfeinsatz im Ausland unter Stress gelitten und Probleme mit seiner Frau gehabt. Der Regierungsvertreter sprach demnach von einer "Kombination aus Stress, Alkohol und häuslichen Problemen". Der Soldat sei "einfach ausgerastet".

Anwalt weist Bericht zurück
Der Anwalt des mutmaßlichen Amokschützen wies den Bericht zurück. Er habe keine Informationen, dass Alkohol bei der Tat eine Rolle gespielt habe, sagte John Henry Browne in Seattle. Zudem habe der 38-Jährige keinen Streit mit seiner Frau gehabt. Allerdings könne er sich gut vorstellen, dass sein Mandant unter Stress gestanden habe. "Wer würde in einem kleinen Camp mit 20 Leuten mitten im Nirgendwo in Afghanistan nicht unter Stress stehen?", fragte Browne.

Sein Mandant sei unglücklich darüber gewesen, dass er nach seinen Einsätzen im Irak im Dezember noch einmal in ein Kampfgebiet entsendet worden sei. Zudem habe den US-Soldaten die Verletzung eines Kameraden am Tag vor dem Amoklauf sehr mitgenommen, sagte der Anwalt, ohne auf den Vorfall genauer einzugehen. Einem Medienbericht zufolge musste er mitansehen, wie einem Freund bei einer Explosion ein Bein weggerissen wurde.

Der Soldat soll am frühen Sonntagmorgen seinen Stützpunkt in der Provinz Kandahar verlassen haben. Anschließend soll er in drei Häusern eingedrungen sein und insgesamt 16 Dorfbewohner ermordet haben, darunter zahlreiche Kinder und Frauen. Berichten zufolge soll er versucht haben, einige der Leichen zu verbrennen. Nach der Tat kehrte er in das Lager zurück, wo er ohne Widerstand festgenommen wurde.

Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen zweifachen Familienvater handeln, der seit 2001 in der US-Armee dient. Der US-Soldat wurde nach der Tat nach Kuwait ausgeflogen. Laut "New York Times" soll er in Kürze in die USA gebracht werden. Dort droht ihm ein Prozess vor einem Militärgericht. Bisher wurde er noch nicht angeklagt. Seine Tat ist eine weitere Belastungsprobe für die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen Afghanistan und den USA.

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