Die Impfskepsis in der russischen Bevölkerung hemmt die Immunisierungskampagne. Am Dienstag gab es mehr als 24.700 Neuinfektionen.
In Russland ist die Zahl der täglich verzeichneten Corona-Todesfälle auf ein erneutes Rekordhoch gestiegen. Wie die Behörden am Dienstag mitteilten, wurden binnen 24 Stunden 780 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert. Es ist bereits das sechste Mal seit Anfang Juli, dass in Russland eine neue Rekordzahl bei den Corona-Toten verzeichnet wurde. Manche Experten sagen jedoch, die offiziellen Angaben zu den Corona-Todesfällen seien zu niedrig.
So würden beispielsweise nur solche Toten gezählt, bei denen sich das Coronavirus als primäre Todesursache nachweisen lasse. Derzeit breitet sich in Russland die hochansteckende Delta-Variante des Virus in rasantem Tempo aus. Am Dienstag wurden 24.702 neue Infektionsfälle erfasst. Das bewegte sich in etwa auf dem Stand der Vortage. Seit Beginn der Pandemie gab es in Russland laut den amtlichen Statistiken insgesamt mehr als 5,8 Millionen Infektions-und knapp 144.500 Todesfälle.
Kampf gegen Pandemie
Der Kampf gegen die Pandemie wird den russischen Behörden durch die in der Bevölkerung weitverbreitete Skepsis gegenüber Corona-Impfungen erschwert. Präsident Wladimir Putin appellierte deshalb kürzlich an die Bürger, "auf die Experten zu hören" statt auf Gerüchte. Nach Angaben der Website "Gogow", die angesichts fehlender landesweiter Statistiken Daten aus den russischen Regionen zusammenträgt, waren bis Dienstag lediglich 13 Prozent der 146 Millionen Landeseinwohner vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Laut einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Umfrage wollen sich 54 Prozent der Bürger nicht impfen lassen. Eine allgemeine Impfpflicht lehnt der Kreml jedoch ab.
Russland hatte als erstes Land weltweit einen Impfstoff zugelassen: Das von ihm selbst entwickelte Sputnik-V-Präparat stieß anfänglich wegen des eiligen Genehmigungsverfahrens international auf große Vorbehalte. Die Zulassung in der EU ist noch ausständig.
Sputnik V kommt auch in Indien zum Einsatz
Russland schloss nun eine Vereinbarung über die Herstellung von 300 Millionen Dosen des Sputnik-Vakzins pro Jahr in Indien. Hergestellt werden sollen die Impfdosen vom Indischen Serum-Institut (SII). Die erste Charge solle im kommenden September ausgeliefert werden, teilte der russische Staatsfonds RDIF mit.
Sputnik V wird in Indien bereits seit Mai eingesetzt. Die indischen Behörden hatten dem Vakzin eine Notfallzulassung erteilt. Die von SII produzierten Chargen sollen nach Angaben von RDIF-Chef Kirill Dmitriew nicht nur in Indien, sondern auch in anderen Ländern verimpft werden.