Trump und Kim: Erst drohten sie mit Atomkrieg. Dann das historische Gipfeltreffen.
Singapur. Es ist das wohl ungewöhnlichste Polit-Treffen der modernen Geschichte: Heute um 9 Uhr Ortszeit (3 Uhr früh unserer Zeit) sollte der unberechenbare Donald Trump im Luxus-Resort Capella auf der ehemaligen „Pirateninsel“ Sentosa vor Singapur auf Nordkoreas Führer Kim Jong-un treffen. Die Welt blickte gebannt nach Asien – und hält den Atem an.
Trump twitterte: "Eine Vorfreude liegt in der Luft"
Alarmstufe. Singapur selbst hat das Gipfel-Fieber gepackt: Tausende Menschen säumten die Straßen mit hochgehaltenen Smartphones, als Kim und Trump am Montag in ihre Luxus-Hotels einzogen.
Trump residiert in der 340 Quadratmeter großen Präsidenten-Suite des Shangri-La-Luxushotels, Kim und sein Heer an Sicherheitskräften übernahmen mehrere Etagen des The St. Regis. Zur Begrüßung bekam Trump gleich eine süße Überraschung serviert: Singapurs Ministerpräsident Lee Hsien Loong (66) schenkte ihm eine Torte mit Geburtstagskerzen – obwohl er erst am Donnerstag 72 wird.
„Burger-Diplomatie“. Trump zeigte sich vor dem Gipfel zuversichtlich. „Vorfreude liegt in der Luft“, twitterte er. „Ich denke, es wird sehr gut laufen.“ Themen, die zu besprechen wären, gibt’s genug: Kims Raketenprogramm, die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel, die internationalen Sanktionen gegen das Regime. Auch Trumps Taktik sickerte schon vorab durch: Der US-Präsident wolle Kim bei den für vorerst einen Tag anberaumten Atomverhandlungen auf der Insel Sentosa (siehe rechts) „beeindrucken“, aber gleichzeitig auch „einschüchtern“, so US-Medien. Trump gefalle dazu die Idee, Nordkorea könne seinen Markt für Ketten wie McDonald’s öffnen. Kim soll dem nicht abgeneigt sein, hieß es: Schon wird von einer „Burger-Diplomatie“ gesprochen.
Trump-Hotel. Und noch eine verrückte Idee kursierte: In Nordkoreas Hauptstadt könnte sogar ein Trump-Hotel entstehen. Für den Beginn einer Normalisierung der Beziehungen mit dem Rest der Welt müsse Kim jedoch sein Atomwaffenarsenal aufgeben. Trumps Ziel: Er will als Friedensstifter in die Geschichte eingehen. Dafür, so heißt es, will er sich nur mit dem Versprechen Kims zufriedengeben, mit der Abrüstung zu beginnen. Der Gipfel startete nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe.
Treffen im Luxushotel: Trump und Kim beraten im Capella
- Start um 9.00 Uhr (3.00 Uhr MESZ): Das Fünfsternehotel Capella als Hochsicherheitstrakt. Eine Suite mit drei Zimmern kostet 7.000 Euro. Auch Madonna und Lady Gaga stiegen hier schon ab. Das Hotel hat einen kreisförmigen Festsaal für 800 Gäste. Wegen der Lage auf einer Insel ist der Zugang leicht abzuriegeln. Vorerst war ein Tag für den Gipfel geplant.
Darum geht’s: Streit um Kims Atomwaffen
- Denuklearisierung: Kernforderung der USA an Nordkorea ist die Aufgabe des Atomprogramms. US-Außenminister Mike Pompeo betonte, Ziel sei eine „völlige, überprüfbare und unumkehrbare Denuklearisierung“. Nordkorea will einen schrittweisen Prozess.
- Ende der Sanktionen: Kim hofft, dass dafür die Wirtschaftssanktionen aufgehoben werden.
- Friedensvertrag: Nord- und Südkorea sind noch immer im Kriegszustand. Ein Friedensvertrag soll vorbereitet werden.
- Botschafter: Die USA und Nordkorea wollen offiziell diplomatische Beziehungen aufbauen.
US-Präsident: Wissen bald, ob es einen Deal geben kann
Wenige Stunden vor seinem mit Spannung erwarteten Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un hat US-Präsident Donald Trump von guten und schnellen Vorbereitungsgesprächen in Singapur berichtet. "Aber am Ende zählt das nicht", twitterte er Dienstagfrüh (Ortszeit). "Wir werden bald alle wissen, ob es anders als in der Vergangenheit einen wirklichen Deal geben kann oder nicht."
Kim ließ sich unterdessen durch den südostasiatischen Stadtstaat führen. Nordkoreanischen Medien zufolge zeigte er sich beeindruckt von der wirtschaftlichen Entwicklung Singapurs. Während einer Tour durch die Stadt habe Kim gesagt, er hoffe, von dem Land zu lernen, meldet die Nachrichtenagentur KCNA.