Thailand

Der mutmaßliche Kinderschänder muss zum Aids-Test

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Zudem soll er auf Geschlechteskrankheiten untersucht werden. Dem Kanadier drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Der in Thailand gefasste mutmaßliche Kinderschänder muss zum Aids-Test. Das teilte die thailändische Polizei am Montag in Bangkok mit. Es sei sinnvoll, jemanden auf Geschlechtskrankheiten zu testen, der verdächtigt wird, Sex mit einer Vielzahl von Kindern gehabt zu haben, sagte ein Mitarbeiter einer Kinderfürsorge.

Weist alle Anschuldigungen zurück
Christopher Paul N. hat Medienberichten zufolge alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Ein Reporter des kanadischen Fernsehsenders CTV berichtete, N. habe ihm gesagt, die Beweise der thailändischen Behörden gegen ihn hielten vor einem kanadischen Gericht nicht stand. Bei einem erneuten Verhör durch die thailändische Polizei schwieg der Kanadier am Sonntag weiter zu den Vorwürfen.

Neue belastende Fotos
Interpol lieferte neue belastende Fotos des Verdächtigen an die Behörden in Thailand. N. wird der Missbrauch minderjähriger Buben vorgeworfen. Bei einer Verurteilung in Thailand drohen ihm 20 Jahre Haft.

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Das verfremdete und das wieder hergestellte Foto des Kinderschänders
© Reuters

Das wieder hergestellte Foto des Kinderschänders (c) Reuters

Will nicht nach Kanada ausgeliefert werden
"Er war sehr zurückhaltend, sprach leise und schien angespannt zu sein", sagte der CTV-Reporter, der nach eigenen Angaben mit N. auf einer Polizeiwache in Bangkok gesprochen hatte. N. wolle nicht nach Kanada ausgeliefert werden und habe eine "gute Verteidigung" angekündigt. "Ich bin nicht der Typ Mensch, der lange in einem kanadischen Gefängnis überlebt", sagte N. dem Reporter zufolge. Die Familie des 32-Jährigen hatte hingegen um eine Auslieferung gebeten.

Schweigt weiter
N. schwieg laut Polizei bisher beharrlich zu den Vorwürfen. Allerdings hatten die Ermittler die Beweislage zuvor bereits als "klar und lückenlos" bezeichnet. Ein Gericht erlaubte zudem, N. mindestens zwölf Tage lang festzuhalten. Er wurde am Samstag in ein Untersuchungsgefängnis in Bangkok gebracht.

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Dort gingen die Vernehmungen am Sonntag weiter. "Er beantwortete Fragen zu seiner Familien, seiner Schulzeit und anderen beiläufigen Themen. Aber sobald sich die Fragen auf die Pädophilie-Anschuldigungen richteten, hörte er auf zu lächeln und sagte nur, dass er die Fragen nicht beantworten will", sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag. Die thailändische Polizei erhalte immer mehr neue Informationen und Fotos von Interpol, darunter mehrere, die N. bei "Oralverkehr mit Buben" zeigten, sagte der Sprecher.

Mehrach identifiziert
Laut den Ermittlern hatte ein heute 13-Jähriger, der von dem Verdächtigen vor vier Jahren mehrmals sexuell missbraucht worden sein soll, N. bereits zuvor während einer Vernehmung mehrfach identifiziert. Zudem hatte ein 18-Jähriger ausgesagt, vor zwei Jahren von dem Kanadier missbraucht worden zu sein.

Im Visier kanadischer Behörden
Nach Angaben der kanadischen Behörden war der mutmaßliche Kinderschänder seit 2004 auch in seiner Heimat im Visier der Ermittler. Ob gegen ihn weiter ermittelt werde, wollte eine kanadische Polizeisprecherin nicht sagen. Ein Sprecher des kanadischen Justizministeriums wollte sich zu einem möglichen Auslieferungsantrag nicht äußern, da es noch keine Anklage gebe. Kanadas Gesetze erlauben die Verfolgung von Landleuten, die im Ausland unter dem Verdacht des Kindesmissbrauchs stehen. In dem nordamerikanischen Staat gibt es seit einigen Jahren ein Gesetz gegen "Sex-Tourismus".

Im Beisein eines Transvestiten gefasst
"Der Verdächtige schwieg", sagte ein Generalleutnant der Polizei, Pongsapat Pongcharoen. Zur Ergreifung habe ein Hinweis aus der Bevölkerung geführt. N. sei in einem Haus im Beisein eines 25-jährigen thailändischen Transvestiten gefasst worden. Dieser sei noch nicht von der Polizei verhört worden. Über die Beziehung der beiden zueinander sagte Pongsapat nichts.

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Der Mann mit dem Spitznamen "Vico" war am Freitag in der drittgrößten Stadt Thailands, Nakhon Ratchasima, im Nordosten des Landes festgenommen worden. Anschließend wurde er nach Bangkok gebracht, wo er in Handschellen der Presse präsentiert wurde. Der Verdächtige versuchte, sein Gesicht hinter einem Hemd zu verbergen, bevor er etwa fünf Minuten lang mit einer Sonnenbrille vor den Kameras saß. "Er (N.) sagte, er habe gewusst, dass dieser Tag kommen würde", sagte der thailändische Polizist Pasial Luesomboon.

Als Jugendbetreuer gearbeitet
Der aus Maple Ridge im kanadischen Bundesstaat British Columbia stammende Mann soll Zeitungsberichten zufolge auch als Jugendbetreuer gearbeitet haben. Zuvor sei er Student an einem christlichen Seminar gewesen. Der Seminarleiter hatte gesagt, man habe ihm abgeraten, Priester zu werden, weil er dafür nicht die notwendigen persönlichen Qualifikationen gehabt habe. Frühere Kollegen beschrieben ihn als "bescheidenen Charakter" und "fleißigen Lehrer".

Buben für sexuelle Handlungen bezahlt
In Thailand wurden am Vortag Buben verhört, die er missbraucht haben soll. Die Buben gaben an, im Alter von neun, 13 und 14 Jahren von dem Kanadier für sexuelle Handlungen geringfügig bezahlt worden zu sein.

Sechs Jahre alte Buben missbraucht
Dem Verdächtigen werden ähnliche Vergehen auch in Kambodscha und Vietnam zur Last gelegt. Einige der sexuell misshandelten Buben sollen erst sechs Jahre alt gewesen sein. Grenzbeamte wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Der 32-Jährige, der sich seit Jahren seiner Festnahme entzieht, war am Donnerstag nach Thailand eingereist und dann untergetaucht.

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Die Buben gaben an, umgerechnet zwischen 7,75 und 15,50 Euro von dem Mann erhalten zu haben. Er habe ihnen in seinem Zimmer in Bangkok auch Pornobilder auf seinem Computer gezeigt. Die Buben hatten das Bild des Gesuchten im Fernsehen gesehen und sich dann bei der Polizei gemeldet. Die Polizei sucht nun nach dem vierten Buben.

Fotofahndung erfolgreich
Der weltweit gesuchte Kinderschänder ist acht Tage nach dem Beginn einer beispiellosen globalen Fotofahndung als 32-jähriger Kanadier identifiziert worden. Für Christopher Paul N., der bei seiner Ankunft am Flughafen von Bangkok von einer Überwachungskamera gefilmt wurde, gebe es jetzt "kein Entkommen mehr", sagte der Interpolbeamte Mick Moran am Dienstag.

200 Fotos im Internet
Der Mann hatte laut Polizei rund 200 Fotos ins Internet gestellt, die ihn beim Vergewaltigen kleiner Buben zeigen. Deutsche Experten entzerrten die Fotos, die dann weltweit verbreitet wurden. Moran nannte den Fall eine weltweite Warnung, "dass wir Kindesmissbrauch nicht dulden".

Moran forderte den Gesuchten auf sich der Polizei zu stellen. Der Pädophile sei "jetzt weltweit bekannt", sagte er in Bangkok. "Jetzt gibt es für ihn kein Versteck mehr."

Der thailändische Polizeisprecher Apichart Suriboonya hatte zuvor mitgeteilt, Christopher Paul N. sei am vergangenen Donnerstag auf dem Flughafen in Bangkok angekommen. "Er hält sich in Thailand auf, wir haben ihn noch nicht gefasst", sagte Suriboonya. Um eine Flucht ins benachbarte Kambodscha zu verhindern, wurden alle Grenzposten des Landes in Alarmbereitschaft versetzt, wie Interpols Vertreter in Kambodscha, Keo Vanthan, mitteilte.

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Die Polizei sammle Beweise und Informationen aus den Nachbarländern und von Interpol, damit ein Haftbefehl erlassen werden könne, sagte der thailändische Polizeisprecher. Die an der Fahndung beteiligten Behörden würden seit der Einreise des Verdächtigen eng zusammenarbeiten. "Interpols Netzwerk ist sehr groß, ich bin mir sicher, dass wir ihn finden - vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber wir werden ihn finden", sagte Moran.

Experten des deutschen Bundeskriminalamtes hatten die digital verzerrten Fotos, die einen Mann beim Missbrauch kleiner Buben zeigten, soweit wiederhergestellt, dass das Gesicht des Täters erkennbar wurde. In einer nie dagewesenen Fahndung wurde der Pädophile mit den Fotos international gesucht. Mehr als 350 Hinweise aus aller Welt gingen bei der Zentrale Interpols in Lyon ein.

Der globale Ansatz bei der Suche "hat den Fall für uns geknackt", sagte Moran. Die Lyoner Behörde hatte am Montag mitgeteilt, der Gesuchte sei identifiziert worden. Es handle sich um einen Lehrer, der an einer südkoreanischen Schule Englisch unterrichte.

Aussehen verändert
Die thailändischen und kambodschanischen Behörden gaben dann die mutmaßliche Identität des Mannes bekannt. Die Fotos der Überwachungskameras vom Flughafen in Bangkok zeigen Christopher Paul N. mit Brille und Glatze, während er auf den Fahndungsfotos ohne Brille und mit dunklen Haaren abgebildet war. Interpol wiederholte am Montag seine Aufforderung, wer den Mann kenne, solle sich umgehend mit der örtlichen Polizei oder der jeweiligen Interpol-Stelle in seinem Land in Verbindung setzen. Interpol-Generalsekretär Ronald Noble begrüßte die Hinweise und den "bemerkenswerten Beitrag der Öffentlichkeit", "die in einem so kurzen Zeitraum so beachtliche Fortschritte" ermöglicht hätten.

Interpol: "Warnung an alle Verbrecher"
Interpol bezeichnete die Festnahme des mutmaßlichen Kinderschänders als Warnung an alle weltweit gesuchten Verbrecher. Interpol und die Polizeidienste in seinen 186 Mitgliedstaaten, die Öffentlichkeit ebenso wie das Internet seien "neue und mächtige Mittel, sie zu jagen, wo auch immer sie versuchen, sich zu verstecken", sagte Interpol-Generalsekretär Ronald K. Noble in Lyon.

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