Routinekontrolle

Deutscher Millionendieb zufällig in Zug gefasst

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Von dem 38-Jährigen, der im Jänner 2007 3,6 Millionen Euro erbeutete, fehlte seither jede Spur. Jetzt wurde er in einem deutschen Zug festgenommen.

Ein seit mehr als einem Jahr gesuchter deutscher Millionendieb ist gefasst. Bei einer Routinekontrolle wurde der 32-Jährige im Zug von Nürnberg nach Dresden festgenommen, wie das Polizeipräsidium Oberbayern in München am Donnerstagmorgen bestätigte. Der Verdächtige hatte am 20. Jänner 2007 als Fahrer eines Geldtransporters nahe München einen Mitarbeiter überlistet. Er war dann mit 3,6 Millionen Euro - den Tageseinnahmen mehrerer Supermärkte - geflüchtet.

Kein Widerstand bei der Festnahme
Nach den Polizeiangaben ließ sich der mutmaßliche Dieb am Mittwoch um 11.20 Uhr im Interregio 3087 in Höhe Pegnitz widerstandslos festnehmen. Er war unbewaffnet. Zwei Schleierfahnder der Verkehrspolizeiinspektion Hof a.d. Saale überprüften seine Identität. "Bei der Kontrolle des Personalausweises wurde klar, dass er international zur Fahndung ausgeschrieben war", sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern, Hans-Peter Kammerer. Der 32-Jährige hatte zwischen 10.000 und 20.000 Euro in Plastik eingeschweißt dabei und war alleine unterwegs. Ganz offensichtlich wurde auch er von der Routinekontrolle überrascht.

Wo der überwiegende Rest der Beute ist, konnte die Polizei zunächst nicht mitteilen. Der aus der Nähe von Sonneberg in Thüringen stammende Verdächtige habe sich bereits einen Anwalt genommen, ergänzte Kammerer. Die Festnahme in dem spektakulären Fall gilt als echter "Zufallsfund". Laut Bayerischem Rundfunk (BR) hielt sich der Kriminelle zuletzt überwiegend in Tschechien auf.

Raub ohne Waffe
Bei dem Coup war vor 15 Monaten nicht ein Blutstropfen geflossen. Nicht einmal mit einer Waffe hatte der Täter gedroht. Der Täter überredete als Fahrer des Geldtransporters an einem aufgelassenen Parkplatz der Autobahn Stuttgart-München (A 8) bei Sulzemoos (Landkreis Dachau) seinen Beifahrer zum Aussteigen. Er wolle ungestört mit seinem Handy telefonieren, hatte er dem Kollegen als Grund genannt. Dann brauste er mit dem gepanzerten Fahrzeug und den 3,6 Millionen Euro davon. In der Nähe der Anschlussstelle Dachau-Fürstenfeldbruck lud er die Beute in einen gemieteten Ford Focus Kombi um.

Flucht nach Frankreich
Anschließend setzte der als Einzelgänger geltende unverheiratete Mann seine Flucht Richtung Frankreich fort. Kurze Zeit später wurde der leere Werttransporter im Landkreis Dachau gefunden. Ende April fand sich das Fluchtfahrzeug im Fährhafen von Marseille. Dorthin war der Dieb auf direktem Weg über Straßburg und Mühlhausen gelangt, wie die Ermittlungen ergaben. Am 22. Jänner 2007 ging der Täter an Bord einer Fähre nach Algerien. Wegen fehlenden Visums konnte er aber nicht in das nordafrikanische Land einreisen. Er musste Algerien mit der selben Fähre wieder verlassen, deren nächstes Ziel Alicante war. Danach verlor sich die Spur des passionierten Bodybuilders.

Die Ermittlungsgruppe "Sven" bei der Kripo Fürstenfeldbruck arbeitete dennoch unentwegt an dem spektakulären Fall weiter. Sie ging von einem Einzeltäter aus und überprüfte mehr als 1.200 Hinweise. Die ZDF-Fernsehsendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" befasste sich zwei Mal mit dem Millionendiebstahl, zuletzt am 20. Februar dieses Jahres. Für Hinweise zur Ergreifung des Täters und für das Auffinden der Beute waren 75.000 Euro ausgelobt worden.

Spekulationen um Leben in Deutschland
Immer wieder hatte es Spekulationen gegeben, der Täter könnte nach Deutschland zurückgekehrt sein. Dies bestätigte sich jetzt. Und noch eines trat ein: Als der Kommissariatsleiter bei der ermittelnden Fürstenfeldbrucker Kripo, Günther Bihler, am 1. Jahrestag des Verbrechens zu den Aussichten befragt wurde, den Täter doch noch zu fassen, sagte er: "Die Hoffnung stirbt zuletzt."

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