Fest der Schmerzen

Hindus piercen sich in Malaysia für Gott Muruga

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Zum Zeichen ihrer Demut und Dankbarkeit durchbohren gläubige Hindus in Malaysia ihre Körper mit Spießen, Nadeln oder Haken.

Die Haken stecken in Rücken, Zunge, Backen und Brust, auf dem Kopf befinden sich kühne Stahlkonstruktionen, die teilweise mehr als 60 kg wiegen und mit Pfauenfedern bunt geschmückt sind. In Malaysia findet das Thaipusam-Fest statt - das größte hinduistische Fest außerhalb des indischen Subkontinents.

Durch wochenlange Askese erringen die Gläubigen einen Geisteszustand, der es ihnen erlaubt, die unglaublichen Schmerzen zu ertragen. Diese fügen sie sich zu, um Lord Muruga - Sohn der hinduistischen Obergötter Shiva und Parvathi, sechsgesichtige Gottheit des Heldenmutes und gnädiger Erfüller von Wünschen - Dankbarkeit zu zeigen. Nirgendwo in der Welt wird das hinduistische Fest so spektakulär gefeiert wie bei den Exil-Indern in Malaysia und in Singapur.

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© oe24

Exotik und Farbenfreude
Die Szene ist an Exotik und Farbenfreude kaum zu überbieten: Hunderttausende haben sich mit Pfauenfedern geschmückt und bunt bemalt auf den Weg zu den Batu-Höhlen gemacht, den für Hindus heiligsten Höhlen Malaysias. Die Gläubigen huldigen dort am Thaipusam-Fest ihrer Gottheit Muruga.

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Einige haben ihren Rücken mit Stahlhaken durchbohrt und sich Spieße durch ihre Wangen getrieben. In einem tranceartigen Zustand steigen die Pilger am Montag zu den Höhlen nördlich von Kuala Lumpur hinauf. Frauen und Kinder tragen auf ihren Köpfen mit Milch gefüllte Blechurnen, die Reinheit symbolisieren sollen. "Vel, Vel, Muruga" singen sie zum donnernden Dröhnen der Trommeln, was so viel heißt wie "der Speer Murugas".

"So erneuern wir unseren Glauben", sagt die Lehrerin Shantini Navaratnam. Ihr Vater ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. " Zum ersten Mal fühle ich wirklich wieder inneren Frieden", sagt sie.

Das Thaipusam-Fest wurde im 19. Jahrhundert von Einwanderern aus Südindien nach Malaysia gebracht. Es wird auch in Singapur, Sri Lanka und der Republik Fidschi gefeiert.

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(c) AFP
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Fasten vor dem Fest
Viele der Teilnehmer haben mehrere Tage vor dem Fest meditiert und gefastet. Sie haben sich vegetarisch ernährt und nur eine feste Mahlzeit pro Tag zu sich genommen. Am Morgen des Thaipusam laden einige Gläubige schwere "Kavadi" auf ihre Schultern, Holz- oder Metallbögen, die verschwenderisch mit Blumen, Pfauenfedern und Bildern von Hindu-Gottheiten geschmückt werden.

Die meisten "Kavadi"-Träger sind an mehreren Körperteilen gepierct. Manchen stecken hunderte nadelgroße Stäbchen im Körper. Dies gilt als Akt des Glaubens - um Sühne zu suchen, Dank zu sagen und Gelübde zu erfüllen. Auf die gerötete Haut wird Milch geschüttet und die weiße Asche von verbranntem Kuhdung aufgetragen.

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(c) REUTERS
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Aufstieg zum Tempel
Die Teilnehmer schwanken, während sie zum Fuße des Hügels gehen und dann die 272 Stufen zum Tempel emporsteigen. Das Heiligtum liegt in einer Kalksteinhöhle, die so groß ist wie ein Fußballfeld. Dort werden die Bögen abgenommen, Nadeln und Spieße von Priestern und anderen Geistlichen entfernt.

Wenn die Haken aus der Haut gezogen werden, sind nur kleine Blutergüsse zu sehen. Für Mediziner stellt dies ein Rätsel dar. Die Gläubigen sagen, sie fühlten keinen Schmerz und bluteten nicht. "Viele Menschen können das nicht verstehen", sagt der 23-jährige Suresh Kalimuthu, der an der Wallfahrt teilnimmt, um einen Freund zu unterstützen, der einen Bogen trägt. "Aber es ist wirklich nicht so schlimm. Es bedeutet sehr viel, ist sehr schön."

Kokusnuss-Werfen
Andere Gläubige übergeben dem Priester mitgebrachte Kokosnüsse, die dieser dann als Zeichen der Demut und der Reinigung gegen die Wände der Höhle wirft. Auch hunderte westliche Touristen beobachten das Spektakel. In Malaysia ist Thaipusam auch ein Zeichen für die Einheit der aus Indien stammenden Einwohner. Diese Bevölkerungsgruppe stellt rund acht Prozent der 23 Millionen Malaysier.

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Ein Gang über Glasscherben. Schmerzen für Gott Muruga.

Auf scharfen Klingen balancieren gläubige Hindus. Aus Demut und Dankbarkeit fügen sie sich schmerzen zu.

Tief bohren sich die Widerhaken in den Rücken der Gläubigen.

Das religiöse Piercing hat eine lange Tradition: Im 19. Jahrhundert brachten Einwanderer aus Südindien das Ritual nach Malaysia.

Vor dem Fest fasten die Gläubige. Sie geraten durch die Askese in einen tranceähnlichen Zustand, der ihnen die Schmerzen leichter ertragen lässt.

Die Teilnehmer schwanken, während sie zum Fuße des Hügels gehen und dann die 272 Stufen zum Tempel emporsteigen. Das Heiligtum liegt in einer Kalksteinhöhle, die so groß ist wie ein Fußballfeld.

Wenn die Haken aus der Haut gezogen werden, sind nur kleine Blutergüsse zu sehen. Für Mediziner stellt dies ein Rätsel dar.

Nirgendwo in der Welt wird das hinduistische Fest so spektakulär gefeiert wie bei den Exil-Indern in Malaysia und in Singapur.

Die Szene ist an Exotik und Farbenfreude kaum zu überbieten.

Hunderttausende haben sich mit Pfauenfedern geschmückt und bunt bemalt.

In Malaysia ist Thaipusam ein Zeichen für die Einheit der aus Indien stammenden Einwohner. Gläubige piercen sich, um Gott Muruga zu huldigen.

Ohne Betäubung, aber in Trance, werden die Gläubigen gepierct.