6 Kinder vom Vater

Inzest-Skandal auch in Frankreich

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Eine 46-jährige Französin wurde von ihrem Vater jahrelang mehrmals am tag vergewaltigt. Nach dem Skandal von Amstetten brach sie ihr Schweigen.

Nach dem Inzestskandal in Amstetten ist in Frankreich ein ähnlicher Fall bekannt geworden und erschüttert das Land. Eine heute 46-Jährige wurde 28 Jahre lang von ihrem Adoptivvater gequält und missbraucht und hat von ihm sechs Kinder. Erst der plötzliche Tod ihres Peinigers nach einem Schlaganfall beendete ihr Martyrium, wie die Frau, aufgerüttelt durch das Schicksal von Elisabeth, jetzt französischen Medien anvertraute.

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Leidensweg begann im Alter von acht Jahren
"Elisabeth hat noch mehr gelitten als ich, ich möchte dieser Frau helfen, ihre Freundin werden", sagte Lydia G. der Zeitung "Le Parisien". Ihr Leidensweg begann mit acht Jahren, als sie von ihrer Stiefmutter in siedendes Wasser geworfen wurde, erzählte sie dem Radiosender RTL. Der Adoptivvater habe sie aus dem Krankenhaus geholt und das verletzte Kind auf einem Bauernhof in Coulommes östlich von Paris erstmals sexuell missbraucht.

Niemand glaubte ihr
"Wenn ich fliehen wollte, hat er mir die Füße mit Säure verätzt", schilderte sie. Die Behörden blieben untätig, als das Kind nach wenigen Monaten von der Schule genommen wurde. Von 1982 bis 1993 brachte Lydia sechs Kinder von ihrem Vater zur Welt, die Mutter habe bei mehreren Vergewaltigungen zugesehen. "Nach den Geburten kam mein Vater ins Krankenhaus. Als die Krankenschwestern nach dem Vater meiner Kinder fragten, sagte ich, er sei es. Niemals hat jemand reagiert."

Teilweise drei Vergewaltigungen pro Tag
An manchen Tagen sei sie dreimal vergewaltigt worden, "morgens, mittags und abends. Ich hatte das Gefühl, das ist normal." Mehrmals sei sie geflohen, wenn sie der Vater zu hart geschlagen habe. "Jedes Mal habe ich meine Geschichte erzählt, aber immer wieder wurde ich zurückgebracht."

Martyrium endete durch Tod des Vaters
Das letzte Mal habe sich der Vater 1999 an ihr vergangenen, eine Woche vor seinem Tod. Doch erst nach mehreren Jahren überzeugte sie ihr Lebensgefährte, den Fall vor Gericht zu bringen und Anzeige gegen ihre Mutter zu erstatten. Gegen ihren Willen fand der Prozess hinter verschlossenen Türen statt und gelangte nicht an die Öffentlichkeit.

Stiefmutter erhielt vier Jahre auf Bewährung
Vor rund einer Woche wurde in Paris das letztinstanzliche Urteil gesprochen: Die Stiefmutter erhielt vier Jahre auf Bewährung wegen Verheimlichung einer Straftat und weil sie einen der Söhne Lydias selbst sexuell missbrauchte. Für Lydia ist das ein schockierend mildes Urteil.

"Das ist der schlimmste Fall, den ich je betreut habe", sagte ihr Anwalt Alain Mikowski zu "Le Parisien". "Die lange Zeit der Verbrechen, die Straffreiheit für die Täter, die Gewalttätigkeit und das Versagen der Behörden: Die Affäre ist unbegreifbar."

Lydia lebt immer noch auf dem Bauernhof, zusammen mit ihrem Lebensgefährten und inzwischen neun Kindern. "Das ist mein Zuhause. Aber ich spreche mit niemanden. Ich bin wütend auf meine Nachbarn, die den Mund nicht aufgemacht haben."

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