Urteil in Hamburg

Morsals Mörder erhält lebenslänglich

Teilen

Morsal O. starb mit 23 Messerstichen - ihr Bruder Ahmad-Sobair brachte sie um. Die Mutter des Mörders wollte sich aus dem Gerichtsaal stürzen.

Hochdramatische Szenen nach dem Urteil im Hamburger "Ehrenmord"-Prozess: Die Mutter des Angeklagten hat am Freitag versucht, sich aus einem Fenster im Landgericht zu stürzen. Einem Familienmitglied gelang es aber, sie vom Fensterbrett zu ziehen.

300
© oe24

Foto: (c) AP

Ihr ältester Sohn war zuvor wegen Mordes an seiner eigenen Schwester zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

obeidi
© oe24

Foto: (c) AP

Auch der Vater der mit 16 Jahren ermordeten Morsal verlor nach der Entscheidung des Landgerichts die Nerven. Als er an einer Mahnwache für seine getötete Tochter am Eingang des Gerichts vorbeikam, nahm er eine dort aufgestellte große weiße Kerze und schleuderte sie auf die Straße.

vater
© oe24

Foto: (c) Reuters

Auch ein gerahmtes Foto von Morsal, das die Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes am Eingang postiert hatte, schnappte er sich.

foto
© oe24

Foto: (c) APA

Zertrümmert habe er es aber nicht, sagte eine Aktivistin: "Wenn er sich's zu Hause hinhängt, ist es gut." Der Vater beschimpfte und bedrohte auch die anwesenden Journalisten.

Tumulte im Gerichtssaal
Bereits zuvor war es im Gerichtssaal zu heftigen Tumulten gekommen. Immer wieder hatten die Mitglieder der deutsch-afghanischen Familie gegen das Sicherheitsglas gehämmert, das den Zuschauerraum abtrennt. Während der gesamten Urteilsbegründung war heftiges Schluchzen zu hören, immer wieder gab es Zwischenrufe. Ein jüngerer Bruder des Angeklagten musste später abgeführt werden, weil er das Gericht anpöbelte. Auch der Angeklagte selbst beschimpfte das Gericht heftig und warf einen Papierstapel zum Richtertisch.

Laut Anklage soll der 24-jährige Ahmad-Sobair O. im vergangenen Mai seine damals 16-jährige Schwester wegen ihres westlichen Lebenswandels "der Ehre halber" getötet haben.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.