Woytila bald selig?

Rätselraten um Seligsprechungs-Prozess

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Laut Postulator könnte Johannes Paul II. noch dieses Jahr seliggesprochen werden. Der Vatikan-Pressesprecher dementierte jedoch.

Uneinigkeit im Vatikan bezüglich des Seligsprechungsverfahrens für Papst Johannes Paul II.: Während der zuständige Postulator, der polnische Priester Slawomir Oder, erklärte, das bisher schnellste Verfahren in der neuen Kirchengeschichte könnte bereits am 2. April, dem zweiten Todestag von Karol Wojtyla, abgeschlossen sein, widersprach der Pressesprecher der Diözese Rom, Monsignore Marco Fibi, diesen Äußerungen gegenüber Kathpress: Die Diözese weise diese Spekulation zurück. Das Verfahren auf Diözesanebene in Rom verlaufe gut, aber niemand könne behaupten, es werde zum zweiten Todestag Wojtylas abgeschlossen sein.

Seligsprechung noch heuer möglich
Postulator Oder erklärte: "Wir arbeiten intensiv daran, um zu einem Abschluss des Verfahrens zu kommen. Der Prozess könnte bis zum Jahrestag des Todes von Johannes Paul II. abgeschlossen sein, wie es sich auch die Gläubigen wünschen. Das Verfahren braucht aber in jedem Fall seine Zeit, man muss in erster Linie Ernsthaftigkeit und Objektivität garantieren." Sollte der Prozess im April tatsächlich abgeschlossen werden, könnte der polnische Papst noch in diesem Jahr selig gesprochen werden. In diesem Fall wäre das der schnellste Seligsprechungsprozess in der neueren Geschichte der Kirche. Das Seligsprechungsverfahren für Johannes Paul II. begann am 28. Juni 2005, kaum drei Monate nach seinem Tod.

Oder betonte, die Erwartungen der Öffentlichkeit in dieser Sache sei groß. "Es gibt diese Erwartung der vielen Gläubigen, die unsere Arbeit mit Gebeten und Briefen unterstützen. Sie beweisen, welche enorme Spur der Papst hinterlassen hat. Es gibt außerdem einen gewissen Druck der Medien, der jedoch bei dem Verfahren nicht hilft. Uns geht es vor allem um die Ernsthaftigkeit des Verfahrens", sagte Oder.

Offizielle Sprachregelung
Ganz anders die offizielle Sprachregelung der römischen Diözese: Nach Abschluss des Diözesanverfahrens beginne das Verfahren auf der Ebene der vatikanischen Heiligsprechungskongregation. Eine Spekulation über den Termin für eine Seligsprechung sei daher unmöglich, so Fibi. Nach Meinung von Experten wäre eine Seligsprechung in diesem Jahr auf normalem Wege auch dann zeitlich kaum möglich, wenn das Diözesanverfahren unmittelbar vor dem Abschluss stünde. Denn nach der Übergabe der Akten an die Heiligsprechungskongregation seien nach dem üblichen Procedere mehrere Arbeitsschritte nacheinander vorgesehen, die in nur neun Monaten kaum realisiert werden könnten.

Allerdings habe Papst Benedikt XVI. jederzeit die Möglichkeit, in ein Verfahren einzugreifen und es zu beschleunigen: etwa indem er einzelne Arbeitsschritte vorziehe, oder nacheinander angesetzte Untersuchungen parallel durchführen lasse, so Fibi. Mit einem solchen Schritt spekuliert aber möglicherweise Oder als zuständiger Postulatior für das Wojtyla-Verfahren.

Dutzende Zeugen befragt
Das Tribunal für Seligsprechungen hat in den vergangenen Monaten Dutzende von Zeugen befragt. Beendet wurde auch die Untersuchung des Wunders, das eine 40-jährige - durch Vermittlung von Johannes Paul II. von der Parkinson-Krankheit geheilte - französische Nonne erlebt haben soll.

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