Skurrile US-Gesetze

Sex-Verbot für Elche und Waffen für Richter

Teilen

Sex-Verbot für Elche, keine Reise im Kofferraum - Viele Europäer staunen über skurrile US-Gesetze.

Mit dem Jahreswechsel sind eine Reihe neuer Gesetze in den USA in Kraft getreten. Hundebesitzer etwa in Kalifornien müssen ein gutes Zeitgefühl haben: Wer Fido oder Fifi länger als drei Stunden pro Tag mit einer Leine an einen Baum oder auch einen Zaun bindet, muss demnächst eine Strafe bezahlen. Das sieht ein neues Gesetz vor, das im US-Westküstenstaat am 1. Jänner in Kraft getreten ist.

Zeitungsdiebstahl ist künftig teuer
Jeder, der mehr als 25 kostenlos angebotene Stadt- oder Anzeigenblätter aus einer öffentlichen Zeitungsbox nimmt, kann mit bis zu 250 Dollar (etwa 189 Euro) zur Kasse gebeten werden. Im Wiederholungsfall droht sogar Gefängnis. Aber wer hätte überhaupt Interesse daran, mehr als ein, zwei dieser Zeitungen mitgehen zu lassen? "Sie werden es nicht glauben, was es alles gibt", zitierten kalifornische Zeitungen am Montag Mitglieder des staatlichen Kongresses, die grünes Licht für dieses Gesetz gaben. "Es kommt immer wieder vor, dass Leute diese Blätter zum Recyceln weiterverkaufen oder sie vernichten, weil ihnen Geschichten darin nicht passen. Damit ist nun Schluss."

Reiseverbot im Kofferraum
Schluss ist in Kalifornien auch mit straffreien Reisen im Kofferraum eines Autos. Das ist ab sofort verboten. Ein lachhaftes Gesetz? Mitnichten, befinden Staatspolitiker. Sie verweisen darauf, dass Teenager nicht selten Altersgenossen im Kofferraum verstaut mitfahren lassen, weil ihnen das Mitnehmen von Minderjährigen erst dann erlaubt ist, wenn sie ihren Führerschein mindestens ein Jahr lang besessen und sich im Straßenverkehr tadellos verhalten haben.

Keine veurteilten Brandstifter in der Feuerwehr
In Pennsylvania dürfen verurteilte Brandstifter künftig nicht den Beruf eines Feuerwehrmannes ergreifen. Solchen Karriereambitionen ist jetzt gesetzlich ein Riegel vorgeschoben worden. Und ist es ab Neujahr gleich in mehreren Staaten vorgeschrieben, beim Benutzen der Autoscheibenwischer auch immer zugleich die Scheinwerfer einzuschalten, so haben wenigstens die Weinliebhaber im US-Bundesstaat Illinois einen Grund zur Freude. Ab sofort dürfen sie Rebensaft in Flaschen, die sie in Restaurants bestellt und bezahlt, aber nicht ganz geleert haben, mit nach Hause nehmen. Das war bisher verboten.

Richter und Jäger dürfen Schusswaffen tragen
Richter in Wisconsin können sich nun sicherer fühlen: Ihnen ist ab sofort das - verhüllte - Tragen von Waffen im Gerichtssaal gestattet. Und auch die Jäger in Pennsylvania, die sich bisher auf eine Ausrüstung mit Pfeil und Bogen beschränken mussten, können ihr Arsenal aufstocken. Sie dürfen jetzt Schusswaffen mitnehmen - aber nur zur Selbstverteidigung. Vor wem? "Wenn sie in ein Loch fallen und sich ein Bein brechen, dann können sie mit Pfeil und Bogen keinen hörbaren Schuss abgeben, um auf ihre missliche Lage aufmerksam zu machen", erklärte eine Zeitung das neue Gesetz.

Einmal im Jahr muss man in Kentucky baden
Sauberkeit gilt viel im US-Staat Kentucky: Hier, so will es das Gesetz, muss jeder Bürger einmal im Jahr baden. Keinen Gestank duldet man in West Virginia: Wer Kohl und Kraut kocht, macht sich wegen der entstehenden Gerüche strafbar. Auf Distanz geht Utah: Zwischen tanzenden Paaren muss Tageslicht zu sehen sein. Da geht es den Vögeln im Staate doch viel besser: Sie haben auf allen Schnellstraßen Vorfahrt. Von so viel Tierfreundlichkeit können die Elche in Fairbanks (Alaska) nur träumen: Sex auf der Straße ist für sie verboten.

Skurrile Überbleibsel aus vergangenen Zeiten
Das sind nur einige von hunderten, ja tausenden skurrilen Gesetzen und örtlichen Verordnungen, die es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gibt. Sie sind Überbleibsel vergangener Zeiten, das heißt, sie wurden schlicht vergessen, bestehen also noch auf dem Papier, aber werden schon längst nicht mehr angewendet. Viele Gesetze beziehen sich auf die öffentliche Moral und haben ihren Ursprung im puritanischen Neuengland des 17. Jahrhunderts, etwa ein Flirt-Tabu auf offener Straße in Little Rock (Arkansas) oder eine Vorschrift in Tucson (Arizona), nach der nur Männer Hosen tragen dürfen.

Eine ganze Reihe antiquierter Gesetze wurde mittlerweile auch offiziell abgeschafft - in manchen Fällen, nachdem sie plötzlich jemand wieder ernst genommen hatte. So fiel 1999 in Michigan ein Mann auf einer Kanutour ins Wasser und danach aus allen Wolken. Ihm wurden ein Bußgeld von 75 Dollar und drei Tage Gemeindearbeit aufgebrummt, weil er beim Sturz ins kalte Nass einen lauten Fluch ausstieß und damit gegen ein Gesetz aus dem Jahr 1898 verstieß. Im Jahr 2003 erklärte ein Berufungsgericht die Vorschrift dann für ungültig, und das Urteil wurde aufgehoben.

Kein Zusammenleben ohne Trauschein
Vor Gericht landete auch der Fall einer Frau in North Carolina, die mit ihrem Freund zusammenlebt. Ihr Arbeitgeber, ein Sheriff, forderte sie auf, ihren Liebhaber zu heiraten, aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen oder zu kündigen. Dabei berief er sich auf ein Gesetz von 1805, das ein Zusammenleben ohne Trauschein verbietet. Laut Nachforschungen der Bürgerrechtsunion (ACLU), die für die Frau vor Gericht zog, hat es in North Carolina seit Ende der neunziger Jahre sieben Verurteilungen auf der Basis des Statuts gegeben, das heute noch in insgesamt sieben US-Bundesstaaten existiert.

Duelle mit Wasserpistolen verboten
Wer in San Francisco (Kalifornien) sein Auto poliert, darf dabei keine ausgemusterte Unterwäsche benutzen, und in Sarasota (Florida) droht Unheil für jeden, der singt, wenn er Badekleidung trägt. Spitzbärte sind in Massachusetts ebenso tabu wie Duelle mit Wasserpistolen. In Rumford (Maine) sind Vermieter ausdrücklich per Gesetz gegen Bisse ihrer Mieter geschützt, und in Vermont darf man nicht unter Wasser pfeifen. Glück für alle in Natoma (Kansas), die ein gestreiftes Hemd tragen: Auf sie dürfen keine Messer geworfen werden. In Kentucky schließlich ist es den Frauen verboten, vier Mal denselben Mann zu heiraten - aber wer will das auch schon?

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.