Berlin

Streit um Rudi-Dutschke-Straße

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Der Axel-Springer-Verlag, größtes Feindbild des 1968er-Studentenführers, will die Umbenennung der bisherigen Kochstraße in Berlin verhindern.

In unmittelbarer Nähe der Berliner Zentrale des deutschen Axel-Springer-Verlages könnte es bald eine Rudi-Dutschke-Straße geben. In einem Bürgerentscheid sprach sich am Sonntag eine Mehrheit im Bezirk Friedrichhain-Kreuzberg für die Umbenennung der bisherigen Kochstraße nach dem Studentenführer der 1968er-Bewegung aus. Der Soziologe Rudi Dutschke (1940-1979) hatte viele der damaligen Proteste organisiert und angeführt, deren Feindbild der Springer-Verlag mit seinem Massenblatt "Bild"-Zeitung war.

Nun will der Verlag gemeinsam mit 26 weiteren Klägern die Umbenennung durch einen Gerichtsbeschluss verhindern lassen. Die Klägergemeinschaft hält die Umbenennung für rechtswidrig und hat beim Berliner Verwaltungsgericht Klage eingereicht. Springer geht es nach eigenen Angaben nicht darum, eine Dutschke-Straße zu verhindern, sondern um den Erhalt der traditionsreichen Kochstraße.

Initiative der linken "tageszeitung"
Die Umbenennung, die die zuständige Bezirksversammlung bereits beschlossen hat, geht auf eine Initiative der linken "tageszeitung" (taz) zurück, den Bürgerentscheid hatte die CDU veranlasst, die aus politischen Gründen gegen die Umbenennung ist. Laut dem vorläufigen Ergebnis stimmten 57,1 Prozent gegen eine Rücknahme des Umbenennungsbeschlusses. Dafür stimmten 42,9 Prozent. An der Befragung beteiligten sich 16,8 Prozent der 185.000 Wahlberechtigten. Damit wurde das Quorum von 15 Prozent erfüllt. Johann Koch war ein Bäckermeister und Berliner Stadtvater des 18. Jahrhunderts.

"taz"-Redakteur Thilo Knott erklärte, Dutschke sei der Motor einer Bürgerbewegung gewesen, die verkrustete Strukturen in der bundesdeutschen Gesellschaft aufgebrochen habe. Bei der Umbennung gehe es nicht darum, Springer "eins auszuwischen". Als 1968 ein Kommunistengegner Dutschke auf offener Straße niederschoss, war für die Studentenbewegung die Schuldfrage klar: Die Polemik der "Bild"-Zeitung gegen Dutschke habe das Attentat provoziert, warf sie Axel Springer vor. Am 24. Dezember 1979 starb Dutschke an den Spätfolgen des Anschlags.

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