Neue Vorwürfe

Vorbestrafter Pfarrer missbrauchte Buben

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Eine Woche nach der Verhaftung des Pfarrers von Riekofen in Bayern wegen sexuellen Missbrauchs an einem Ministranten sind vom Pfarrgemeinderat neue schwere Anschuldigungen gegen das Bistum Regensburg erhoben worden.

Demnach soll der vorbestrafte Priester schon während seiner Bewährungszeit wieder in der Gemeindeseelsorge eingesetzt worden sein. Die Bistumsleitung hatte bisher lediglich von einer Beschäftigung in einem Altersheim in dieser Zeit gesprochen. Das Bistum habe sich auf ein "grausames Experiment mit den Seelen unserer Kinder" eingelassen, heißt es in der Erklärung des Pfarrgemeinderates vom Donnerstag.

Weitere versuchte Übergriffe
Auch soll es über den bekannten Missbrauchsverdacht hinaus "zahlreiche versuchte sexuelle Übergriffe" gegeben haben. Ein Justizsprecher wollte diese Details allerdings nicht bestätigen. Auch vom Bistum war zu den Vorwürfen zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Die Erklärung wurde von der Riekofener Kirchenverwaltung und dem Pfarrgemeinderat sowie den Kirchengremien mehrerer Nachbarorte herausgegeben.

"Wir fühlen uns getäuscht"
Die Entscheidung des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller, den im Jahr 2000 wegen sexuellen Kindesmissbrauchs verurteilten Mann wieder in einer Pfarrei einzusetzen, sei falsch gewesen, heißt es darin. "Wir fühlen uns dadurch hintergangen und getäuscht." Der Bischof solle "wenigstens jetzt die volle Verantwortung für die damalige falsche Entscheidung" übernehmen.

Keine Kontrolle
Nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft soll sich der 39 Jahre alte Priester zwischen 2003 und 2006 immer wieder an einem Buben vergangen haben. Bereits 2001 soll laut den Pfarrgemeinderäten der Geistliche in Riekofen wieder mit der Ministrantenarbeit begonnen haben. Die Arbeit mit Jugendlichen sei in der Folge zu einem Schwerpunkt der Arbeit des Seelsorgers geworden. Dennoch sei der Mann vom Ordinariat in Regensburg nicht überwacht worden. "Eine Kontrolle war nicht einmal angedacht", bemängeln die Kirchenmitglieder.

Eltern ahnungslos
Die Eltern von rund 100 Ministranten "mussten ihre Kinder ahnungslos einem wegen sexuellen Missbrauchs vorbestraften Mann anvertrauen", kritisieren die Gemeinderäte. Fatal sei auch, dass der Pfarrer in einer Volksschule als Religionslehrer eingesetzt worden sei und er so noch stärker in den Kontakt zu Kindern gekommen sei.

Neuer Pfarrer benannt
Unterdessen will das Bistum mit einer weiteren Personalentscheidung die aufgeheizte Stimmung in dem Dorf beruhigen. Das Ordinariat berief für Riekofen und den Nachbarort Schönach eine Sozialpädagogin, die sich gezielt um die Jugendarbeit kümmern soll. In dieser Woche hatte Bischof Müller bereits einen neuen Pfarrer benannt. Die nun zusätzlich eingesetzte Pädagogin Michaela Schmid habe sich bereits mehrfach in schwierigen Situationen bewährt, sagte ein Bistumssprecher.

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